Atropin-Paradoxon
Definition
Als Atropin-Paradoxon bezeichnet man eine durch Atropin hervorgerufene Bradykardie bei niedriger Dosierung. Atropin bewirkt als Parasympathikolytikum eigentlich eine Tachykardie, eine Bradykardie ist daher paradox.
Hintergrund
Atropin ist ein unselektiver Muscarinrezeptor-Antagonist, der als kompetitiver, reversibler Antagonist mit Acetylcholin um die Bindungsstelle am Rezeptor konkurriert. Es ist unter anderem in der Notfallmedizin bei bradykarden Herzrhythmusstörungen indiziert, da es die Herzfrequenz steigert.
In geringen Dosen bindet Atropin eher an den M1-Acetylcholinrezeptoren in parasympathischen Ganglien. Dadurch steigt die präsynaptische Acetylcholinfreisetzung und es kann zu einer Bradykardie kommen.
In höheren Dosen überwiegt die Hemmung der postsynaptischen M2-Acetylcholinrezeptoren, die parasympathische Wirkung wird blockiert und die Herzfrequenz steigt an.
Aus diesem Grund fand sich in einigen Quellen die Angabe einer Mindestdosis bei der Anwendung von Atropin zur Vermeidung von Bradykardien. Da insbesondere bei Neu- und Frühgeborenen dadurch die Gefahr der Überdosierung besteht, ist eine pauschale Mindestdosis jedoch nicht empfehlenswert.
Literatur
- Aktories et al., Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Elsevier Verlag 13. Auflage, 2022
- DASFOAM THINK TANK – Adrenalin vs. Atropin bei bradykardem Periarrest, abgerufen am 21.11.2023