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Anton-Syndrom

nach dem österreichischen Neurologen Gabriel Anton (1858–1933)

1. Definition

Unter dem Anton-Syndrom versteht man ein seltenes neurologisches Syndrom mit kortikaler Blindheit und fehlender Krankheitseinsicht (Anosognosie).

2. Geschichte

Anton beschrieb die Krankheit erstmals, als ihn eine Patientin aufsuchte, die unter einer Rindenblindheit litt, diese aber nicht erkannte. Sie gab als Motivation für den Arztbesuch eine störende Aphasie an, war aber fest davon überzeugt, sehen zu können.

3. Symptome

Die betroffenen Patienten zeichnen sich durch eine komplette Rindenblindheit aus, die durch eine Schädigung der primären Sehrinde bedingt ist. Die Betroffenen glauben jedoch, dass sie sehen können. Auch auf Nachfrage geben sie an, dass sich ihre Sehleistung nicht verschlechtert habe.

Fordert man den Patienten auf, Dinge zu beschreiben, die sich vor ihm befinden, geschieht das im Stil einer Konfabulation, d.h. detailreich, aber falsch. Häufiges Straucheln, Stolpern und Taumeln wird als Tollpatschigkeit abgetan und als Erklärung für das Nicht-Erkennen von anderen Menschen und Gegenstände wird zum Beispiel die schlechte Beleuchtung genannt. Dabei geht es nicht um die vorsätzliche Täuschung ihrer Mitmenschen, die Betroffenen sind sich schlichtweg nicht bewusst, dass sie blind sind.

4. Ursachen

Der kortikalen Blindheit liegt eine beidseitige Schädigung der Sehrinde zugrunde. Die häufigste Ursache ist ein Verschluss der Arteria basilaris bzw. der Aa. cerebri posteriores, der zu einem Schlaganfall der abhängigen Hirnregion führt. Für eine vollständige Rindenblindheit muss die Sehrinde beider Hemisphären vom Hirninfarkt betroffen sein. Seltenere Ursachen sind Läsionen der vorderen Sehbahn, Enzephalopathien, Blutungen oder Epilepsie.

Es kann auch nur ein Teil des Gesichtsfelds von einer Anosognosie betroffen sein. Zum Beispiel kann der Ausfall der gesamten rechten Gesichtsfeldhälfte nicht wahrgenommen werden und fällt erst dann auf, wenn Betroffene zum Beispiel häufig von rechts heranfahrende Autos übersieht.

5. Diagnose und Krankheitsverlauf

Die Diagnose wird über bildgebende Verfahren (MRT, CT) und Sehtests gestellt. Bei der Anamnese ist die Frage nach einer Verschlechterung der Sehkraft, welche die Betroffenen verneinen, besonders wichtig.

6. Therapie

Die Patienten setzen sich im Alltag oft unbewusst Gefahren aus, bei denen es zu Unfällen kommen kann. Der wichtigste Teil der Therapie ist es daher, sie zur Krankheitseinsicht zu bewegen. In der Regel erfolgt die Behandlung interdisziplinär und umfasst u.a. Psychotherapie, Physio- und Ergotherapie.

Stichworte: Blindheit
Fachgebiete: Augenheilkunde, Psychiatrie

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Ina van Elk
Student/in der Zahnmedizin
Dr. Frank Antwerpes
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06.06.2017, 12:30
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