Anti-D
Synonym: Anti-Rhesus-D
Definition
Anti-D ist ein irregulärer erythrozytärer Antikörper vom Typ IgG. Ihn können Rhesus-negative Menschen bilden, wenn sie durch Rhesus-positive Erythrozyten immunisiert werden. Außerdem ist Anti-D ein Medikament, das benutzt wird, um die Sensibilisierung von Rhesus-negativen Schwangeren zu verhindern.
siehe auch: Anti-D-Prophylaxe
Klinische Bedeutung
In Europa sind ca. 85 % der Menschen Rhesus-positv (Rh(D)+, Rh+, Rh, D., je nach Genotyp Dd, dD, DD, RH1), 15 % Rhesus-negativ (Rh(D)-, Rh-, rh oder dd). Rhesus-D (auch Rhesus-Faktor) ist stark immunogen. Aus diesen Gründen ist Anti-Rhesus-D der bei weitem häufigste irreguläre erythrozytäre Antikörper. Er macht alleine ca 70% der auftretenden transfusionsrelevanten Antikörper aus. Vor der Einführung der Anti-D-Prophylaxe war der Morbus haemolyticus neonatorum aufgrund einer Blutgruppenunverträglichkeit der Mutter gegen den Rhesus-Faktor eine häufige Schwangerschaftskomplikation.
Bei inkompatibler Transfusion kann Anti-D schwere hämolytische Transfusionsreaktionen verursachen. Ca. 50% aller Rh-negativen Patienten, denen ein Rh-positives Erythrozytenkonzentrat (EK) transfundiert wird, bilden danach Anti-D. Solche inkompatiblen Transfusionen sollten daher möglichst vermieden werden (siehe auch: Rhesus-Kell-Kompatibilität). Ohne Rhesus-Prophylaxe bilden 12-17% aller Rh-negativen (dd) Frauen nach Geburt eines Rhesus-positiven (D.) Kindes Anti-D. Anti-D bleibt nach einer Immunisierung in der Regel lebenslang nachweisbar. Die Rhesusprophylaxe senkt das Immunisierungsrisiko auf etwa 0,1 %.
Das zur passiven Immunisierung verwendete Anti-D als Medikament (Rhophylac®, Rhesonativ®) wird aus dem Plasma hyperimmunisierter, freiwilliger Blutspender gewonnen.
Der Glaube, nach einer Transfusion von Rhesus-positiven Erythrozytenkonzentraten auf einen Rhesus-negativen Empfänger könne die Bildung von Anti-D durch eine Rhesus-Prophylaxe verhindert werden, ist ein medizinischer Mythos.
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