10-20-System
Definition
Das 10-20-System ist ein standardisiertes und international anerkanntes System zur Platzierung von Elektroden in der Elektroenzephalographie (EEG). Es wird angewendet, um eine vergleichbare Ableitung und Interpretation der Hirnaktivität zu ermöglichen.
Geschichte
Auf dem ersten internationalen EEG-Kongress in London (1947) wurde die Bedeutung einer standardisierten Methode für die Elektrodenplatzierung diskutiert. Daraufhin wurde im Jahr 1958 das 10-20-System definiert, das de facto zum Standard für klinische EEG-Messungen wurde.[1] Seit 1985 existiert das 10-10-System als Weiterentwicklung. Im Jahr 2001 wurde das 10-5-System zur Platzierung der Elektroden vorgestellt.[2] Beide Systeme ermöglichen eine noch genauere EEG-Messung durch eine höhere Anzahl von Elektroden.[3]
Elektrodenplatzierung
Das 10-20-System basiert auf der relativen Elektrodenplatzierung anhand von spezifischen anatomischen Landmarken des Kopfes. Die Positionierung der 21 Elektroden wird durch bestimmte Prozentsätze des Elektrodenabstandes definiert, wobei die im Namen enthaltenen Ziffern „10“ und „20“ diese Prozentsätze darstellen. Die Positionierung des 10-10-Systems sowie des 10-5-Systems erfolgt entsprechend der jeweils angepassten Prozentsätze.
Die Positionierung wird entlang der sagittalen (Nasion zu Inion) und koronaren Linie (linke zur rechten Gehörgangsöffnung) bestimmt. Die Elektroden werden durch Buchstaben und Ziffern kodiert. Entsprechend gilt:
- Fp = präfrontal
- F = frontal
- C = central
- T = temporal
- P = parietal
- O = okzipital
- A = aurikulär
- Z = zero (null)
Die Ziffern nehmen in Richtung Nasion zu Inion sowie von zentral zu temporal zu.
Elektrodenposition | Kortikale Lokalisation | Einteilung nach Bodman |
---|---|---|
Fp1, Fp2 | Gyrus frontalis superior (rostal) | 10 |
F3, F4 | Gyrus frontalis medius | 46 |
F7, F8 | Gyrus frontalis inferior (pars triangularis, nahe Broca-Areal) | F7 - 45
F8 - 46 |
C3, C4 | Gyrus praecentralis (Schulter-Ellbogen-Region) | 4 |
P3, P4 | Lobulus parietalis superior | 7 |
T3, T4 | Über Sulcus temporalis superior (überlappend mit Gyrus temporalis medius und Gyrus temporalis superior) | T3 - 21
T4 - 22 |
T5, T6 | Gyrus temporalis medius (rechts mehr über Sulcus temporalis superior) | 38 |
O1, O2 | lateral und oberhalb des Okzipitalpols | 17 |
Elektrodenhauben
Zur Platzierung der Elektroden nach dem 10-20-System ist die Verwendung von Elektrodenhauben eine gängige Methode. Diese Hauben sind mit mehreren vorpositionierten Elektroden ausgestattet und ermöglichen eine schnelle und einfache Platzierung der Elektroden. Sie sind in verschiedenen Größen erhältlich, um die EEG-Ableitung vom Neugeborenen- bis zum Erwachsenenalter zu ermöglichen.
Klinik
Das 10-20-System wird nach wie vor in der klinischen Praxis und Forschung eingesetzt. Es wird häufig für diagnostische EEGs verwendet, um Anomalien in der elektrischen Aktivität des Gehirns zu identifizieren, die auf eine Reihe von Zuständen hinweisen können, u.a.:
Das 10-20-System wird zusätzlich in der EEG-basierten Gehirn-Computer-Schnittstellen-Forschung eingesetzt, die das Potenzial hat, Menschen mit schweren motorischen Beeinträchtigungen wie Querschnittslähmung oder fortgeschrittener Amyotropher Lateralsklerose (ALS) dabei zu helfen, Geräte mit ihrer Gehirnaktivität zu steuern.
Literatur
- ↑ Klem et al. The ten-twenty electrode system of the International Federation. Electroencephalography and Clinical Neurophysiology, 10, 371-375. 1958
- ↑ Oostenveld R., Praamstra P; The five percent electrode system for high-resolution EEG and ERP measurements; Clinical Neurophysiology 112 (2001) 713-719.
- ↑ Nuwer. 10-10 electrode system for EEG recording. Clin. Neurophys. 129(5) 1103. 2018
- ↑ Homan et al. Cerebral location of international 10-20 system electrode placement. EEG and Neurophys. 66: 376-382. 1987
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