Zystizerkose
Englisch: cysticercosis
Definition
Zystizerkose ist die Bezeichnung für einen Befall des Menschen mit Larven des Schweinebandwurms (Taenia solium). Die Larven werden auch Zystizerken genannt.
Übertragung
Der Mensch infiziert sich durch orale Aufnahme von Eiern des Schweinebandwurms, wobei der Mensch einen Fehlzwischenwirt darstellt. Die Ingestion geschieht meist durch die unabsichtliche Aufnahme infizierten Kots des Endwirts. Weiterhin können bei mangelnder Hygiene die klebrigen Eier unter den Fingernägeln von Bandwurmträgern zu finden sein und zur Übertragung führen.
Auch durch den Verzehr finnenhaltigen Schweinefleisches kann es zu einem Bandwurmbefall kommen. In diesem Fall stellt der Mensch jedoch den Endwirt dar (Taeniasis). Bei Menschen, die den Bandwurm bereits in sich tragen, ist eine erneute Selbstinfektion (Autoinfektion) möglich. Durch frühzeitige Reifung der Larve im Ei noch im Hauptwirt kann es zu einer endogenen Autoinfektion kommen, die eine Zystizerkose bei bestehendem Bandwurmbefall auslösen kann.
Pathologie
Man unterscheidet zwei Formen der Zystizerkose.
Cysticercus cellulosus
Bei dieser Form der Zystizerkose bilden sich bis zu tausend erbsengroße Finnenbläschen, die sich an vielen Stellen des Körpers ansiedeln können. Häufig betroffen sind Skelettmuskulatur, Haut, Auge oder Zentralnervensystem (ZNS).
In manchen Fällen verkalken die Bläschen nach einigen Jahren, wenn die Finnen abgestorben sind. Die Verkalkungen sind dann im Röntgenbild sichtbar. Bei Haut- und Muskelbefall kommt es häufig zu rheumatoiden Beschwerden.
Cysticercus racemosus
Bei Zystizerkose mit Cysticercus racemosus bilden sich traubenförmige Ansammlungen von Finnenbläschen. Diese können erhebliche Ausmaße annehmen. Ist das ZNS befallen, kommt es zu vielfältigen neurologischen Beschwerden – nicht selten mit letalem Ausgang.
Klinik
Oft verläuft der Bandwurmbefall an sich symptomlos. Je nachdem, welche Organe von der Zystizerkose befallen sind, leiden die Patienten unter verschiedenen Symptomen. Häufig treten als unspezifische Allgemeinsymptome Kopfschmerzen, Schwindel oder Erbrechen auf.
Komplikationen
Gelegentlich treten Komplikationen bei Zystizerkose auf:
- okuläre Zystizerkose: Befall des Auges
- Neurozystizerkose: Befall des ZNS mit Krampfanfällen, Meningitis, Hydrozephalus, Hirndruckzeichen bis hin zu Schlaganfällen
Diagnostik
Bei einer Zystizerkose kann eine unspezifische Eosinophilie im Blutbild auffallen. Für die Diagnose notwendig ist der direkte Nachweis des Parasiten durch histologische Untersuchung von exzidiertem Gewebe, durch Fundoskopie oder durch radiologische Untersuchungen. Ein weiterer Hinweis auf eine Zystizerkose ist die Rückbildung der Läsionen nach Gabe von Anthelminthika. Außerdem können spezifische serologische Nachweismethoden eingesetzt werden, z.B. indirekte Hämagglutination, Immunfluoreszenztests und Immunoblots (Western Blot) oder ELISA.
Therapie
Zunächst sollte versucht werden, lebende Finnen chirurgisch zu entfernen, soweit dies möglich ist. Medikamentös werden Anthelmintika wie Praziquantel und/oder Albendazol verabreicht, ggf. in Kombination mit Glukokortikoiden. Symptomatisch kommen z.B. Antikonvulsiva zum Einsatz.
Prävention
Um einer Infektion vorzubeugen, empfiehlt es sich, Schweinefleisch entweder zu kochen oder für mindestens 24 Stunden bei -20 °C einzufrieren. Hierdurch wird die Besiedelung mit den Würmern verhindert. Weiterhin kann eine gründliche Fleischbeschau, bei der die Finnen entdeckt werden, die Verbreitung von Taenia solium reduzieren. In der EU wird diese Kontrolle streng durchgeführt, was zu einer weitgehenden Elimination geführt hat. Weiterhin sollte zur Prävention einer Zystizerkose das Risiko einer Aufnahme von Eiern z.B. über fäkale Verunreinigungen minimiert werden (persönliche Hygienemaßnahmen, adäquate Entsorgung von Fäkalien).
siehe Hauptartikel: Taenia solium