Transfusion
von lateinisch: trans- hinüber, fundere - fließen
Synonym: Bluttransfusion
Englisch: blood transfusion
Definition
Als Transfusion bezeichnet man die Übertragung von Blut oder Blutprodukten, die aus dem Vollblut eines menschlichen Blutspenders gewonnen werden, auf einen anderen Menschen (Empfänger) durch intravenöse Infusion. Auch die Rückgabe von durch Eigenblutspende gewonnenen autologen Blutprodukten wird als Transfusion bzw. Retransfusion bezeichnet.
Terminologie
Eine "Bluttransfusion" im Sinne von Vollblut ist heute praktisch nicht mehr üblich und durch die Transfusion von einzelnen Blutkomponenten ersetzt worden. Korrekterweise sollte man daher nicht von Bluttransfusion, sondern von "Erythrozytentransfusion" sprechen. Im klinischen Sprachgebrauch werden häufig auch Begriffe wie "EK-Transfusion" oder "EK-Gabe" verwendet.
Die Transfusion von hämatopoetischen Stammzellen wird normalerweise als Stammzelltransplantation bezeichnet.
Einteilung
...nach Produktart
- Erythrozytentransfusion
- Thrombozytentransfusion
- Transfusion von gerinnungsaktivem Plasma
- Granulozytentransfusion (selten angewendet)
...nach Ursprung
- Fremdbluttransfusion
- Eigenbluttransfusion
...nach Dringlichkeit
- Transfusion mit Zeitreserve
- Notfalltransfusion
...nach Behandlungshorizont
- einmalige oder kurzfristige Substitution
- langfristige Transfusion, zum Beispiel bei Aplastischer Anämie
Indikation
Eine Transfusion wird u.a. durchgeführt bei:
- akutem oder chronischem Blutverlust (Hypovolämie und hämorrhagischem Schock).
- Anämie
- Thrombozytopenie
- Blutgerinnungsstörungen (Substitution von Blutgerinnungsfaktoren)
Eine essentielle Voraussetzung für eine Transfusion ist die Kompatibilität der Blutgruppen von Spender und Empfänger. Je nach Produktart gelten unterschiedliche Kompatibilitätsregeln.
siehe auch: Blutgruppenbestimmung und Serologische Verträglichkeitsprobe (Kreuzprobe).
Komplikationen
Mögliche Komplikationen sind:
- Transfusionszwischenfälle
- Sekundäre Siderose (bei häufigen Erythrozytenkonzentrat-Transfusionen)
- Übertragung von Infektionskrankheiten (z.B. Hepatitis, HIV, Syphilis, Malaria etc.)
- Sensibilisierung des Empfängers gegen Antigene des Spenders (Alloantigene, v.a. Blutgruppenantigene)
- Allergische Reaktionen
- Transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz
Das Risiko für die Übertragung bestimmter Infektionen wie HIV, HBV oder HCV durch Blutprodukte ist heute sehr gering, da das Spenderblut molekulargenetisch getestet wird. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) liegt das Risiko für eine HIV-Übertragung mit einer Bluttransfusion in Deutschland bei weniger als 1:25 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, sich über Fremdblut mit HCV anzustecken, wird mit weniger als 1:75 Millionen angegeben.[1]
Rechtliche Bedingungen
Die Transfusion von Blutprodukten ist seit 1998 im Transfusionsgesetz geregelt. Außerdem gelten in diesem Bereich die detaillierten "Hämotherapie-Richtlinien" der Bundesärztekammer (frei online verfügbar).
In diesen Regelwerken ist unter anderem festgelegt, dass in jeder Einrichtung, in der Blutprodukte angewendet werden, ein transfusionsmedizinisches Qualitätsmanagementsystem etabliert sein muss.
Blutprodukte sind rechtlich den Arzneimitteln gleichgestellt und verschreibungspflichtig. Die Anwendung von Blut und Blutprodukten ist außerdem chargendokumentationspflichtig.
Quellen
- ↑ Pressekonferenz im Rahmen der 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) 19. September 2018, Musik- und Kongresshallen, Lübeck