Sinusrhythmus
Englisch: sinus rhythm
Definition
Der Sinusrhythmus ist eine im Sinusknoten durch Depolarisation der Zellen entstehende Folge von Erregungen, die bei regulärer Reizfortleitung die Herzfrequenz bestimmt (Schrittmacherfunktion des Sinusknotens). Der Sinusrhythmus ist außer bei der Sinusarrhythmie immer regelmäßig.
Einteilung
EKG
Ein Sinusrhythmus ist an positiven P-Wellen in den Ableitungen I, II und III zu erkennen. Ist das Herz gesund, dann sieht man regelmäßige P-Wellen, denen schmale QRS-Komplexe folgen. Sind die P-Wellen in den genannten Ableitungen nicht positiv, so kann man davon ausgehen, dass die Impulse von einem ektopen supraventrikulären Focus ausgehen. Dies wäre dann kein Sinusrhythmus mehr.
Manchmal kann es schwierig sein, einen Sinusrhythmus zu erkennen. Beispielsweise können die positiven P-Wellen bei einer ventrikulären Tachykardie in den breiten Kammerkomplexen verschwunden sein. Der Sinusrhythmus ist hier vom Kammerrhythmus und damit auch der Kammeraktion entkoppelt (AV-Dissoziation).
Im Falle eines sinuatrialen Blocks III. Grades ist der Sinusrhythmus durch die fehlende Überleitung auf das Vorhofmyokard im Oberflächen-EKG nicht mehr erkennbar.
Ruhefrequenz
Die Frequenz, mit der im Sinusknoten in Ruhe Erregungen entstehen, ist individuell verschieden und hängt vom Tonus des vegetativen Nervensystems ab. Als normal wird eine Ruhefrequenz um die 60 min-1 angesehen. Ein Leistungssportler kann aber auch deutlich darunter liegen und Ruhefreqeunzen von um die 40 min-1 aufweisen.
Frequenzvariabilität
Damit immer ein ausreichendes Herzminutenvolumen gefördert werden kann, muss die Herzfrequenz variabel sein und sich den physiologischen Gegebenheiten anpassen können. Dies wird vom vegetativen Nervensystem, also vom Sympathikus und vom Parasympathikus gesteuert, die direkten Einfluss auf die Sinusknotenfrequenz (Schrittmacherfrequenz) nehmen.
Der Sympathikus wirkt positiv chronotrop, das heißt, die Frequenz wird erhöht. Der Parasympathikus wirkt dem entgegen und wirkt negativ chronotrop, die Sinusknotenfrequenz vermindert sich.
Sinustachykardie
Eine Sinustachykardie liegt bei Fequenzen im Sinusrhythmus über 100 min-1 vor. Sie ist in den meisten Fällen asymptomatisch. Diese können physiologisch bei Kindern und Jugendlichen, bei Belastung oder in Stresssituationen auftreten, aber auch viele Grunderkrankungen mit erhöhtem Sympathikotonus oder Medikamenteneinnahme können zu einer Sinustachykardie führen. Mögliche Ursachen sind:
- Hyperthyreose
- Kreislaufschock
- Herzinsuffizienz
- Fieber
- Anämie
- Phäochromozytom
- Entzug von Rauschmitteln oder Tranquilizern
- Parasympatholytika (z.B. Atropin)
Sinusbradykardie
Sinusbradykardien können physiologisch im Schlaf oder beim Sportler und anderen Situationen mit Überwiegen des Parasympathikus vorkommen. Sie sind in den meisten Fällen asymptomatisch. Pathologisch kann eine Sinusbradykardie durch Grunderkankungen mit erhöhtem Vagotonus, bei Medikamenteneinnahme oder Gewebeschädigung im Sinusknoten auftreten. Mögliche Ursachen sind:
- Gewebeschädigung im Sinusknoten durch
- Hypoxie bei koronarer Herzkrankheit
- infektiöse Genese
- durch autoimmunologische Prozesse
- Hypothyreose
- Hypothermie
- Intoxikationen
- Hirndrucksteigerung
- bradykardisierende Medikamente
Im pathologischen Falle schafft es der Sinusknoten nicht, eine ausreichende Erregungsfrequenz zu generieren. Im Extremfall kann es bei sehr niedrigen Frequenzen klinisch zu den Symptomen Schwindel, Synkopen durch zerebrale Minderdurchblutung kommen.
Sinusarrhythmie
Eine Sinusarrhythmie tritt physiologisch als respiratorische Arrhythmie mit inspiratorischer Frequenzzunahme und exspiratorischer Frequenzabnahme auf, sowie bei Vagusreizungen (Stuhlgang, gastroösophagealer Reflux etc.). Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist der Sinusknoten vermehrten Schwankungen unterworfen, die nicht behandlungswürdig sind. Eine Therapie ist nur bei symptomatischen Arrhythmien (Synkopen oder ähnliches) angezeigt.
Die Sinusarrhythmie tritt pathologischerweise beim Sick-Sinus-Syndrom durch Gewebeschädigung auf.
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