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Harnblase

von lateinisch: vesica - Blase; urina - Harn
Synonyme: Blase, Vesica urinaria, Cystis
Englisch: urinary bladder

1. Definition

Die Harnblase ist ein dehnbares Hohlorgan im Bereich des kleinen Beckens, das der Speicherung des Urins dient. Zusammen mit der Harnröhre bildet sie den unteren Harntrakt

2. Anatomie

Die Harnblase befindet sich im kleinen Becken und weist nur an ihrer kranialen und dorsokranialen Seite im Bereich des Apex vesicae und einem Teil des Corpus vesicae einen Überzug aus Peritoneum auf. Anatomisch unterscheidet man verschiedene Bereiche:

Die beiden Ureteren (Harnleiter) münden seitlich in die Harnblase. Da sie über eine Strecke von etwa 2 cm intramural verlaufen, zeichnen sie sich innen als Schleimhautaufwerfungen (Columnae uretericae) ab. Die Mündungsstellen bezeichnet man als Ureterostien oder Ostia ureterum. Die beiden Ostien werden durch eine quer verlaufende Schleimhautfalte, die Plica interureterica, miteinander verbunden.

Die Urethra (Harnröhre) ist die Verlängerung des Cervix: An dieser Stelle befindet sich das sogenannte Blasenzäpfchen (Uvula vesicae), das die Blase von dorsal her gegenüber der Urethra abdichtet und somit dem Kontinenzerhalt dient. Durch die topographische Beziehung zur Prostata ist es beim Mann prominenter.

Die Harnblase ist von lockerem Bindegewebe, dem Paracystium, umgeben. Sie wird kaudal vom Beckenboden in ihrer Lage gehalten. Darüber hinaus ist sie an verschiedenen bandartigen Bauchfellduplikaturen befestigt. Dazu zählen:

Alle drei Bänder laufen als Teil des Peritoneum parietale zum Bauchnabel, nachdem sie das kleine Becken verlassen haben.

Des Weiteren wird die Harnblase durch drei Muskel-Band-Apparate in ihrer Lage gehalten:

2.1. Innervation

Die Blase erhält ihre nervale Innervation von Ästen des Sympathikus aus den Segmenten Th12 - L2 und von Fasern des Parasympathikus aus den Segmenten S2 bis S4. Diese Fasern bilden in der Blasenwand einen eigenen Nervenplexus, den Plexus vesicalis.

2.2. Arterielle Versorgung

Die arterielle Versorgung der Harnblase erfolgt über die Arteria vesicalis superior aus der Arteria umbilicalis und der Arteria vesicalis inferior, die aus der Arteria iliaca interna entspringt. Sowohl die Arteria rectalis media sowie die Arteria pudenda interna können kleinere Arterien beitragen.

2.3. Venöser Abfluss

Der venöse Abfluss aus der Harnblasenwand erfolgt über den Plexus venosus vesicalis in die Vena iliaca interna.

3. Topographie

An der kranialen und dorsokranialen Seite ist die Blase von Peritoneum überzogen. Beim ventralen Übergang des Peritoneums entsteht dabei das Spatium retropubicum, beim dorsalen Übergang die Excavatio rectouterina bzw. rectovesicalis. Ventral der Harnblase liegt die Symphyse, kaudal Faszien des Musculus levator ani.

4. Histologie

Das Lumen der Harnblase ist, ähnlich wie die Harnleiter mit einem mehrschichtigen Urothel ausgekleidet. Unter dieser Schleimhaut befindet sich die Lamina propria oder Submukosa. Sie besteht aus lockerem Bindegewebe, das Kollagenfasern und elastische Fasern enthält. Ferner weist sie einen dichten kapillären Gefäßplexus auf, der das Urothel versorgt, aber auch für den schnellen Abtransport von Urinbestandteilen sorgt, die das Urothel durchdringen. Wenn die Blase entleert ist, wirft die Submukosa Falten auf, die bei Füllung verstreichen.

Die unter der Submukosa liegende Tunica muscularis unterstützt durch ihre Kontraktionen die Blasenentleerung. Sie wird durch den glattmuskulären Musculus detrusor vesicae gebildet. Seine spindelförmigen Muskelzellen stehen untereinander in Verbindung. Die Zellen sind in gegeneinander verschränkten Schichten zu einem dreidimensionalen Kontraktionsnetz angeordnet. Im Schnittbild verlaufen sie scheinbar irregulär in alle Richtungen - nur am Trigonum vesicae sieht man eine klare Dreischichtung der Muskelfasern. Zwischen den Schichten der glatten Muskulatur findet sich häufig Bindegewebe.

Die äußerste Wandschicht ist die bindegewebige Tunica adventitia, die den Anschluss zum umgebenden Gewebe schafft. Am Apex vesicae wird die Muskelschicht der Blase von einer Tunica serosa überzogen, die Teil des Bauchfells ist.

5. Funktion

Die Blase dient dem Sammeln des Sekundärharns nach der Nierenpassage und ist in der Lage, etwa 500 ml Flüssigkeit zu speichern; allerdings nehmen bereits bei halber Füllung die Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand eine zunehmende Wandspannung wahr und führen somit zum Reiz, Wasser lassen zu müssen (siehe Miktion). Das maximale Fassungsvermögen ist abhängig von der Körpergröße und beträgt zwischen 900 und 1500 ml.

6. Pathophysiologie

Die Blase kann eine Reihe von krankheitsbedingten oder angeborenen Fehlbildungen aufweisen (beispielsweise die Vesica fibrosa). Bei einem Harnstau (beispielsweise aufgrund einer Prostatahyperplasie) kann es zu einer zunehmenden Dehnung der Blase (bis hin zur Vesica gigantea) und zu inkompletter Entleerung kommen (Restharn).

7. Klinik

7.1. Diagnostik

Diagnostische Verfahren im Bereich der Blase sind u.a.:

Die Labordiagnostik (Urinstatus) liefert weitere Hinweise auf pathologische Veränderungen.

7.2. Erkrankungen

Bei fortgeleiteten Harnwegsinfekten kann – vor allem bei Frauen – auch die Blase einbezogen werden. Dann spricht man von einer Zystitis. In den meisten Fällen entsteht eine Zystitis aszendierend durch Bakterien, die über die Urethra einwandern.

Vom Urothel der Harnblase können Urothelkarzinome ausgehen. Sie werden im Bereich der Harnblase auch als Harnblasenkarzinome bezeichnet. Als Auslöser kommen verschiedene Noxen (Teerprodukte, Arzneistoffe, Zigarettenrauchen) und chronische Entzündungen in Frage.

8. Podcast

FlexTalk – Wolffgang
FlexTalk – Wolffgang

9. Bildquelle

  • Bildquelle Podcast: © David Becker / Unsplash

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