Schistosomiasis
nach dem deutschen Arzt Theodor Maximilian Bilharz (1825-1862)
Synonyme: Bilharziose, Blutharnruhr
Englisch: schistosomiasis, bilharzia
Definition
Als Schistosomiasis bezeichnet man Erkrankungen, die durch Infektion mit Parasiten der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursacht werden.
Erreger
Schistosoma gehören zu den Plathelminthen (Plattwürmer). Sie kommen in Süßwassergewässern vor und dringen durch die Haut in den Körper ein, um hier mehrere Entwicklungsstadien zu durchlaufen.
Beim Menschen sind 5 Arten von pathogenen Schistosomen beschrieben:
Epidemiologie
Nach Schätzungen der WHO sind weltweit etwa 250 Millionen Menschen mit Schistosomen infiziert, vornehmlich in tropischen und subtropischen Ländern. Besonders stehende Gewässer (z.B. Stauseen) stellen Risikogebiete dar. Durch den Klimawandel breitet sich die Erkrankung auch nach Europa aus. 2014 wurden die ersten Fälle autochthoner Infektionen gemeldet, die in Süd-Korsika erworben wurden.[1]
Pathogenese & Symptomatik
Infektion & Ausbreitung
Schistosomen dringen über die intakte Haut als Zerkarien in den Körper ein. An der Eindringstelle kann es zu einer wechselnd stark ausgeprägten Hautreaktion mit Juckreiz und Entzündung kommen.
Mit dem Blutstrom und der Lymphe gelangen die Schistosomen zunächst in die Lunge (eventuell Pneumonie) und schließlich über die Vena portae in das Pfortadernetz der Leber. In der Leber entwickeln sich die Schistosomen zu der adulten Form.
Akute Schistosomiasis
Nach 3-10 Wochen erreichen die adulten Würmer die Geschlechtsreife und beginnen mit dem Ablegen ihrer Eier. Dabei legen Schistosomen etwa 300 bis 3000 Eier pro Tag.
In diesem Stadium reagiert der Körper heftig auf die Fremdkörper. Es kommt zu Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit. Allergische Reaktionen (z.B. Urtikaria) sind ebenfalls häufig, in ihrer Extremform werden sie als Katayama-Syndrom zusammengefasst.
Organspezifität
Jede Schistosoma-Art legt ihre Eier in den Venolen der von ihr bevorzugten Körperregionen ab. Es lassen sich drei Hauptformen der Schistosomiasis unterscheiden:
- Urogenitale Schistosomiasis ("Blasenbilharziose")
- Intestinale Schistosomiasis ("Darmbilharziose")
- Hepatolienale Schistosomiasis: Befall von Milz und Leber
Prinzipiell können jedoch alle Organe des Körpers befallen sein. Weitere, seltener auftretende Formen sind z.B. die Lungenschistosomiasis mit fibrösen Veränderungen der Lunge oder die zerebrale Schistosomiasis, die mit Enzephalitis und Myeloradikulitis einhergeht.
Im Fall der urogenitalen Schistosomiasis werden die Eier im venösen Geflecht der Blase abgelegt und wandern durch die Blasenwand bis in das Blasenlumen. Bei der Durchwanderung des Gewebes laufen Immunreaktionen des Körpers gegen den Erreger ab. Es kommt zur Ausbildung von Granulomen.
Die speziellen Symptome sind von der Form der Schistosomiasis abhängig. Im Allgemeinen kommt es zu Blutungen aus der Blase (Hämaturie) bzw. Darm (Teerstuhl, Gastrointestinalblutung) oder zur Entwicklung einer Leberzirrhose (Vorstufe Hepatosplenomegalie) mit portaler Hypertonie.
Diagnostik
Wegweisend ist die Reiseanamnese. In Westeuropa sind vor allem Abenteuerreisende und Entwicklungshelfer aus Gebieten mit Schistosoma-Vorkommen betroffen.
Im Blutbild lässt sich eine Eosinophilie nachweisen. Die Diagnose kann durch den Nachweis von Wurmeiern in Urin oder Stuhl gesichert werden. Der Nachweis ist mit speziellen Anreicherungsverfahren möglich, jedoch erst nach 5-10 Wochen positiv. Alternativ können Biopsien einer verdächtigen Schleimhaut auf Würmer untersucht werden.
Der Nachweis spezifischer Antikörper gelingt wesentlich schneller. Bei einem begründeten Verdacht und erhöhtem Titer ist von einer Infektion auszugehen.
Therapie
Die Therapie einer Schistosomiasis sollte so früh wie möglich erfolgen. Dabei ist das Anthelmintikum Praziquantel die erste Wahl und hilft zuverlässig, die Würmer zu eliminieren.
Prävention
Auf Reisen in Schistosomagebieten sollte jeglicher Kontakt (Baden, Barfußlaufen) mit Süßwassergewässern gemieden werden. Wasser aus solchen Gewässern sollte nicht ohne weiteres getrunken werden. Erst nach Chlorierung oder Erhitzen sterben die Zerkarien ab.
Trivia
Der ägyptische Musiker Abdel Halim Hafez starb an einer chronischen Bilharziose, an der er seit seiner Kindheit litt, weshalb die Erkrankung v.a. in Ägypten sehr bekannt ist.
Quellen
- ↑ Reisemedizin: Bilharziose in Südkorsika. aerzteblatt.de Freitag, 16. Mai 2014
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