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Spondylolisthesis

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Synonyme: Wirbelgleiten, Spondylolisthese, Spondylolisthesis vera, Anterolisthesis, Ventrolisthesis
Englisch: spondylolisthesis

1. Definition

Als Spondylolisthesis wird das bei Vorliegen einer Spondylolyse auftretende Abgleiten eines Wirbels nach ventral gegenüber dem darunterliegenden Wirbel bezeichnet.

ICD10-Code: M43.1

2. Ätiologie

Voraussetzung für die Entstehung einer Spondylolisthesis ist eine Spondylolyse, also einem Defekt in der Pars interarticularis (Isthmus) des Wirbelbogens. Dieser entsteht durch einen angeborenen Defekt, eine traumatische Fraktur oder eine degenerative Stressfraktur. Durch die Spondylolyse entsteht eine Hypermobilität des entsprechenden Wirbelsäulensegmentes mit vorzeitiger Bandscheibendegeneration. Durch Fortschreiten der Degeneration gleitet der Wirbelkörper mit der oberen Gelenkfacette und der darüberliegenden Wirbelsäule nach ventral, während die untere Gelenkfacette und der Dornfortsatz in der ursprünglichen Position bleiben. Man spricht hier auch von einer Ventro- bzw. Anterolisthesis.

Bei einseitiger Spondylolyse kommt es meist nur zu einer geringen Spondylolisthesis. Voraussetzung für eine höhergradige Spondylolisthesis ist eine beidseitige Spondylolyse.

3. Epidemiologie

Risikosportarten für die Entstehung einer Stressfraktur mit Spondylolisthesis sind zyklische, reklinierende Übungen wie Trampolinspringen, Speerwerfen, Turnen und Delphinschwimmen.

4. Lokalisation

In 90 % ist die Lendenwirbelsäule betroffen, am häufigsten die Segmente LWK 4/5 und LWK 5/SWK 1.

5. Symptome

Eine Spondylolyse selbst verursacht in der Regel keine Beschwerden. Sobald es zum Wirbelgleiten kommt treten tiefe Rückenschmerzen durch Dehnung des vorderen und hinteren Längsbands auf. Die Schmerzen werden bei körperlicher Belastung verstärkt. Bei höhergradigen Wirbelgleiten kommt es auch zur Dehnung der Spinalnerven mit radikulären Schmerzen. Weiterhin kann die Rumpfverschiebung gesehen und getastet werden (Sprungschanzenphänomen).

6. Diagnostik

6.1. Klinische Untersuchung

Video (Englisch): Untersuchung des Rückens - Durchführung
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6.2. Bildgebung

6.2.1. Konventionelles Röntgen

Im konventionellen Röntgen kann der Defekt in der Pars interarticularis in Seitaufnahmen sichtbar sein. Bei beginnender Spondylolisthesis imponiert das Sakralplateau S-förmig, später wird es kuppelförmig. Besser ist der Defekt in 45°-Schrägaufnahmen erkennbar: Die Spondylolyse entspricht dem „Halsband der Hundefigur“. Außerdem wird der Verkippungswinkels beurteilt: Liegt der Winkel zwischen den Tangenten von Sakrumrückfläche und Unterkante des LWK 5 unter 90°, besteht eine pathologische Kyphosierung.

Zum Nachweis einer Bewegungsinstabilität sind Funktionsaufnahmen im Stehen in Flexion und Extension sinnvoll: Eine Instabilität liegt vor, wenn sich zwei Wirbelkörper zwischen Flexion und Extension um > 2 mm (HWS) bzw. 3 mm (LWS) verschieben (gemessen an den Hinterkanten).

Das Dornfortsatzzeichen ist hilfreich zur Unterscheidung zwischen einer echten Spondylolisthesis und einer Pseudospondylolisthesis (siehe unten): Die hintere Dornfortsatzlinie zeigt bei der echten Spondylolisthesis eine Stufe oberhalb der Höhe des Wirbelgleitens, bei der Pseudospondylolisthesis liegt die Stufe dagegen unterhalb der betroffenen Höhe.

6.2.2. Computertomographie

Die Computertomographie (CT) zeigt die Unterbrechung im Wirbelbogen am besten. Auf sagittalen Rekonstruktionen wird das Ausmaß des Wirbelgleitens und die Einengung des Spinalkanals aber auch degenerative Veränderungen der Facettengelenke und des Bandscheibenfachs beurteilt.

6.3. Magnetresonanztomographie

Die Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt die Erweiterung der Neuroforamina und Einengung des Spinalkanals, während der Defekt in der Pars interarticularis manchmal schwierig abzugrenzen ist. Degenerative Veränderungen der Facettengelenke und des Bandscheibenfachs können gut beurteilt werden.

6.4. Meyerding-Klassifikation

In seitlichen Röntgenaufnahmen wird das Ausmaß der Anterolisthesis nach Meyerding in 5 Grade eingeteilt. Die Deckplatte des kaudalen Wirbelkörpers wird dabei in anteroposteriorer Richtung in 4 Viertel eingeteilt. Der Grad der Spondylolisthesis hängt von der Lage der inferioren Hinterkante des darüberliegenden Wirbels ab.

Grad Wirbelkörperversatz
MD I° 0 - 25 %
MD II° 26 - 50 %
MD III° 51 - 75 %
MD IV° 76 - 100 %
MD V° > 100 % (Spondyloptose)

7. Differenzialdiagnose

Trotz fehlender Spondylolyse kann es durch degenerative Prozesse an der Bandscheibe und an den Facettengelenke mit Subluxation zu einer geringgradigen Verschiebung der Wirbelsäule kommen. Dabei treten sowohl Verschiebungen nach vorne (Anterolisthesis) oder hinten (Retrolisthesis) auf. Da keine Spondylolyse vorliegt, spricht man hier von einer Pseudospondylolisthesis.

8. Therapie

8.1. Konservative Therapie

  • Beratung von Kindern die o.g. Sportarten ausführen, dass sie sich einem höheren Risiko aussetzen
  • Sind neue Spondylolysen im Röntgenbild sichtbar wird zunächst eine Ausheilung im Gipsverband oder Korsett angestrebt, außerdem sollten Risikosportarten nicht weiter betrieben werden

Die Progredienz der Spondylolisthesis ist jedoch nicht zu beeinflussen. Auch sollte kein generelles Sportverbot verhängt werden. Es empfehlen sich regelmäßige Röntgenkontrollen.

8.2. Operative Therapie

  • bei Kindern: Reposition und Stabilisierung
  • bei Erwachsenen: Stabilisierung des hypermobilen Segments

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30.10.2024, 15:54
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