Pseudospondylolisthesis
Synyonym: degenerative Spondylolisthesis
Definition
Als Pseudospondylolisthesis bezeichnet man das degenerativ bedingte Abgleiten eines Wirbels gegenüber dem darunterliegenden Wirbel ohne Vorliegen einer Spondylolyse. Dabei unterscheidet man zwischen einem Wirbelgleiten nach vorne (Antero-) und nach hinten (Retrolisthesis).
Ätiopathogenese
Die degenerative Spondylolisthesis betrifft meist das Segment LWK 4/5, seltener LWK 3/4 und LWK 5/SWK 1. Die Degeneration des Wirbelsäulensegments (Spondylarthrose, Spinalkanalstenose, Bandscheibendegeneration) führt zu einer Veränderung der Biomechanik. Die Folge ist eine relative Instabilität.
Klinik
Die Kompression der Nervenwurzeln oder der gesamten Cauda equina können je nach Ausmaß zu sensiblen Defiziten, schmerzhaften Radikulopathien, Paresen und/oder einer Claudicatio spinalis führen. Ein Cauda-equina-Syndrom aufgrund einer Pseudospondylolisthesis ist sehr ungewöhnlich.
Ob eine Pseudospondylolisthesis im ihrem Verlauf zu Symptomen führt, kann nicht vorhergesagt werden, da das Ausmaß der objektivierbaren Degeneration nicht mit den Beschwerden korreliert. Patienten mit Pseudospondylolisthesis weisen oft ähnliche Schmerzcharakteristika auf wie Patienten mit Spinalkanalstenose. Möglicherweise stellt die Pseudospondylolisthesis eher ein Begleitphänomen als die Hauptursache für die Beschwerden dar.
Bildgebung
Eine Pseudospondylolisthesis kann mittels Röntgenaufnahmen, CT oder MRT diagnostiziert werden. Das Ausmaß des Gleitens beträgt selten mehr als 25 % (d.h. Meyerding Grad 1). Zur Beurteilung der Parameter der sagittalen Balance (C7-Lot, lumbale Lordose, thorakale Kyphose, Pelvic Incidence, Sacral Slope, Pelvic Tilt) ist eine seitliche Röntgenaufnahme der gesamten Wirbelsäule inklusive der Hüftköpfe im Stand sinnvoll.
Therapie
Die meisten Patienten mit symptomatischer Pseudospondylolisthesis ohne alltagsrelevante frische Paresen sollten mindestens 3 Monate konservativ behandelt werden, z.B. mittels Schmerztherapie und Physiotherapie. Sind konservative Maßnahmen nicht ausreichend für die Herstellung einer individuell zufriedenstellenden Lebensqualität, können operative Maßnahmen erwogen werden. Dazu zählen dekomprimierende Verfahren mit oder ohne zusätzliche Segment-Stabilisierung.
Bei sensiblen Defiziten, Paresen oder Cauda-equina-Syndrom ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, ohne Operation progrediente funktionelle Einbußen zu erleiden. Eine Zunahme des Gleitprozesses korreliert dabei mit beruflichen Tätigkeiten, die repetitive Flexionsbewegungen der Lendenwirbelsäule beinhalten. Wenn die Bandscheibe bereits mehr als 80 % ihrer ursprünglichen Höhe verloren hat und wenn es bereits intervertebrale Osteophyten gibt, ist eine Zunahme des Wirbelgleitens weniger wahrscheinlich. Eine Zunahme der klinischen Symptome korreliert nicht mit einer Zunahme des Gleitens.
Leitlinie
- DGOOC. S2k-Leitlinie, Spezifischer Kreuzschmerz, 2018
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