Keratoderma hereditarium mutilans
Synonyme: Vohwinkel-Syndrom (nach Karl Hermann Vohwinkel, deutscher Dermatologe), Palmoplantarhyperkeratose Typ mutilans Vohwinkel, PPK mutilans, Nockemann-Syndrom (nach P. F. Nockemann, deutscher Chirurg), Keratodermie mit sensorineuraler Taubheit
Englisch: mutilating keratoderma
Definition
Das Keratoderma hereditarium mutilans ist eine sehr seltene, erblich bedingte Hautkankheit, die sich durch übermäßige Verhornung der Hand- und Fußflächen auszeichnet.
- ICD10-Code: Q82.8 - Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungen der Haut
Epidemiologie
Die Prävalenz liegt bei unter 1 zu 1.000.000, bisher wurden nur etwa 50 Fälle beschrieben. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.
Ätiologie
Es werden zwei verschiedene Formen der Erkrankung unterschieden, die klassische Form und die Variante. Bei der klassischen Form liegt die Ursache in Mutationen des GJB2-Gen an Genlokus 13q12.11. Dieses Gen kodiert das Membranprotein Connexin 26. Bei der Variante ist das LORICRIN-Gen an Genlokus 1q21.3 betroffen, welches das Protein Loricrin kodiert.
Symptome
Die Erkrankung manifestiert sich im Neugeborenen- oder Kleinkindalter. Zu den Symptomen zählen:
- übermäßige Verhornung der Hand- und Fußflächen mit starker Schweißbildung, oft greift diese auch auf umliegende Gebiete über (z.B. Ellenbogen oder Knie)
- fokale Hyperkeratosen, die papulös oder wabenförmig erscheinen
- Taubheit oder Innenohrschwerhörigkeit (nicht bei der Variante)
- Entwicklung verhornter Einschnürungsbänder an den Fingern, die zu einer Autoamputation (Pseudoainhum) führen können
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird basierend auf der Anamnese und den klinischen Symptomen gestellt. Im Vordergrund steht dabei die körperliche Untersuchung der Hände und Füße. Zu Bestätigung der Diagnose ist eine molekulargenetische Untersuchung (DNA-Sequenzierung) notwendig, mit der die Genmutation nachgewiesen werden kann.
Pathohistologie
Die histologischen Befunde sind unspezifisch. Es besteht eine Papillomatose und eine ausgeprägte Orthohyperkeratose.
Therapie
Zur Zeit (2017) ist keine Therapie des Gendefekts möglich. Eine symptomatische Behandlung mit Retinoiden kann gegen die Verhornung und Schnürfurchenbildung vermindern.
Zur Behandlung der Schwerhörigkeit kann ein Cochlea-Implantat eingesetzt werden.