Verlängerter Östrus (Katze)
Synonym: verlängerte Rolligkeit
Definition
Unter einem verlängerten Östrus bzw. einer verlängerten Rolligkeit versteht man eine über die physiologische Dauer hinweg anhaltende östrische Phase bei der Katze.
Physiologie
Die durchschnittliche Dauer der Rolligkeit (Proöstrus und Östrus) liegt zwischen 5 und 8 Tage. Da die Rolligkeitsdauer jedoch unterschiedlichen Faktoren unterliegt, kann sie erheblich variieren und gelegentlich auch bis zu 3 Wochen anhalten.
Ätiologie
Ein verlängerter Östrus ist die Folge von:
- kurze Interöstrus-Phase
- Überlappen mehrerer aufeinander folgender Follikelwellen (v.a. im Sommer)
Pathogenese
Bei einigen Katzen kann die interöstrische Phase besonders kurz ausgebildet sein, sodass beim Besitzer der Eindruck entsteht, dass eine ununterbrochene Rolligkeit vorliegt. Bei diesen Katzen können jedoch einzelne Phasen des Zyklus unterschieden werden, deren äußerlich sichtbare Anzeichen sich jedoch oftmals überschneiden.
Bei anderen Katzen überlappen sich die aufeinander folgenden und üblicherweise deutlich getrennten Follikelwellen an den Ovarien, sodass der Östrus aufgrund der produzierten Hormone über einen verlängerten Zeitraum aufrecht erhalten bleibt. Dieses Phänomen kann besonders in den Sommermonaten – bedingt durch die lange Tageslichtdauer – beobachtet werden. Aufgrund des damit einhergehenden prolongierten Östrogeneinflusses auf das Endometrium besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung von Uteruserkrankungen (Uteropathien). Diese Katzen leiden daher häufig zusätzlich an Inappetenz und Abmagerung.
Klinik
Betroffene Katzen zeigen deutliche Rolligkeitssymptome – auch über die Dauer eines normalen Zyklus hinweg.
Differenzialdiagnosen
Mögliche Differenzialdiagnosen sind:
Diagnose
Die Diagnose wird anhand einer umfangreichen Anamnese und mittels gynäkologischer Untersuchung inkl. Vaginalzytologie gesichert.
Die Vaginalzytologie dient der Verifizierung eines im Zusammenhang mit dem verlängerten Östrus bestehenden Östrogeneinflusses. Dieser kann anhand des überwiegenden Anteils typischer verhornter Vaginalepithelzellen (Superfizialzellen, Schollenzellen) erkannt werden. Zusätzlich ist eine Ultraschalluntersuchung des Uterus und der Ovarien durchzuführen. Dabei wird das Augenmerk v.a. auf zystische oder tumoröse Veränderungen gelegt.
Therapie
Ein Therapieversuch sollte nur bei unauffälligem Uterusbefund durchgeführt werden.
Um die verlängerte Rolligkeit zu unterbrechen, sollte die Ovulation induziert werden. Hierfür kann das LH-Analogon hCG (100 bis 150 I.E./Tier) oder ein GnRH-Analogon (z.B. Buserelin 0,2 µg/kgKG) appliziert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1
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