Intraventrikuläre Blutung
Synonym: Ventrikeleinblutung
Englisch: intraventricular bleeding, intraventricular hemorrhage, IVH
Definition
Als intraventrikuläre Blutung, kurz IVH, bezeichnet man eine Einblutung in das Ventrikelsystem des Gehirns.
Epidemiologie
Intraventrikuläre Blutungen entwickeln sich zu 45% aus spontanen intrazerebralen Blutungen und zu 25% aus Subarachnoidalblutungen.
Ätiologie
Die Einteilung der intraventrikulären Blutungen erfolgt nach der zugrunde liegenden Ursache.
Primäre Blutungen
Primäre Blutungen entstehen hauptsächlich durch Traumen, Aneurysmen, Malformationen oder Tumoren des Plexus choroideus.
Sekundäre Blutungen
Bei sekundären Blutungen liegt die Ursache außerhalb des Ventrikelsystems (extraventrikulär). Auslösend kann zum Beispiel eine expandierende Subarachnoidalblutung sein, welche die Ependymwand des Ventrikels durchbricht. Zu den Risikofaktoren gehören hohes Alter, großes Blutungsvolumen, mittlerer arterieller Blutdruck von über 120 mmHg und Lokalisation von der extraventrikulären Blutungsquelle. Etwa 70% aller intraventrikulären Blutungen sind sekundärer Genese.
Klassifikation
Intraventrikuläre Blutungen können mithilfe des Graeb-Score eingeteilt werden. Er setzt sich aus der Summe der Graduierung der Seitenventrikel und des 3. und 4. Ventrikels zusammen. Es kann eine Gesamtpunktezahl von 12 erreicht werden. Eine hohe Punktzahl korreliert mit einem schlechten neurologischen Outcome.
Therapie
Zu den Therapieoptionen gehören das Implantieren eines intraventrikularen Katheters und die intraventrikuläre Thrombolyse (off-label).
Prognose
Das Vorhandensein einer intraventrikulären Blutung spricht für ein schlechteres Outcome, besonders bei Ausbildung eines akut obstruktiven Hydrozephalus. Führt eine intrazerebrale Blutung einen Ventrikeleinbruch mit sich, so haben die Betroffenen eine erwartete Mortalität von 50-80%. Das in den Ventrikeln vorhandene Blut wird im Laufe der Zeit vom Körper abgebaut. Langfristig gesehen bewirken die Blutabbauprodukte einen lokalen inflammatorischen Prozess mit Abbau von Hirnsubstanz. Dieser führt zu Langzeitschäden auf kognitiver Ebene.
Literatur
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