Uterus (Geflügel)
Synonyme: Eihälter, Kalkkammer, Kalkdrüse
Englisch: uterus, shell gland
Definition
Anatomie
Der Uterus ist mit einer Länge von ca. 8 bis 12 cm nicht viel länger als der ihm vorhergehende Isthmus. Ein kurzer konischer Anfangsabschnitt, die Pars cranialis uteri, schließt sich der Eileiterenge direkt an, gefolgt von der eher bauchigen Pars major uteri, die durch ihre zahlreicheren Schleimhautfalten gekennzeichnet ist. Der Durchmesser der Pars major uteri beträgt z.B. bei der Henne etwa 3 cm. Der letzte trichterartige Abschnitt, auch als Recessus uterinus bezeichnet, bildet das Ende des Uterus.
Histologie
Der Aufbau der Lamina epithelialis setzt sich aus dem Endabschnitt des Isthmus fort. Man findet überwiegend ein zweireihiges Schleimhautepithel mit apikalen und basalen Zellen. Die apikalen Zellen tragen Kinozilien, während die basalen Zellen – falls sie an der luminalen Epitheloberfläche liegen – Mikrovilli tragen. Sekretgranula, die zur Bildung der Kalkschale beitragen, werden von den apikalen Zellen gebildet.
Die Drüsen (Glandulae uterinae) befinden sich hauptsächlich in der Lamina propria der Schleimhaut. Sie sind tubulös-verzweigt und dicht angeordnet. Ihre Drüsenendstücke sind im Allgemeinen kompakter und weniger deutlich voneinander abzugrenzen. Aufgrund der Drüsen wird der Uterus in einigen Quellen auch als "Kalkdrüse" bezeichnet.
Funktion
Das Ei verweilt im Uterus mit ca.18 bis 20 Stunden am längsten. Zu den Hauptaufgaben des Uterus gehören:
- zusätzliche Sekretion von Eiweißen
- abschließende Quellung mit Wasser, um die finale "Eiform" zu erhalten
- Aufbau und Aushärtung der Kalkschale
Für die Bildung der harten, kalkreichen Schale wird zuerst eine organische Matrix aus Mukopolysacchariden, Faserproteinen, Magnesiumcarbonat und Phosphaten vorgefertigt, in die anschließend der prozentual größte Bestandteil der Kalkschale (90 %) – das Calciumcarbonat – eingelagert wird. Beim Aufbau des Kalkgerüsts verbleiben kleine Poren zwischen den Kalkkristallen, die hauptsächlich dem Gasaustausch zwischen dem Eiinneren und der Umgebung dienen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Kalkgerüsts ist die hohe Stabilität. Das Ei kann erhöhtem Druck, wie etwa dem Gewicht des brütenden Vogels, leicht standhalten, indem es die wirkenden Kräfte proportional über die gesamte Schale verteilt. Dadurch kann z.B. ein durchschnittliches Hühnerei das 20-fache seines eigenen Gewichts tragen.
Stoffwechselphysiologie
Die zur Schalenbildung benötigten Substanzen können vom weiblichen Vogel z.T. aus der Nahrung aufgenommen werden, müssen jedoch auch aus körpereigenen Ressourcen rekrutiert werden. Für ein Ei verbraucht der Legeapparat ca. 2 bis 2,5 g an Kalzium, was etwa 10 % des gesamten Kalziumdepots des Körpers beträgt. Dieser Bedarf kann nicht allein durch die Nahrung gedeckt werden. Die restliche Menge an Kalzium wird aus den Reserven im medullären Knochen mobilisiert.
Essentiell für die Schalenbildung sind außerdem Carbonationen. Sie stammen aus dem Blut und dem Uterusgewebe.
Pathophysiologie
Zu sogenannten Weicheiern (Eier mit sehr dünner, papierähnlicher Schale bzw. sogar schalenlose Eier) kommt es aufgrund eines Kalziummangels, der auf eine fehlende oder zu geringe Kalziumaufnahme durch die Nahrung zurückzuführen ist. Ebenso führt eine eingeschränkte Bereitstellung von Carbonationen zu Weicheiern. Ein Grund kann die erhöhte Atemfrequenz des Vogels bei heißen Umgebungstemperaturen (Hitzestress, Abgabe überschüssiger Wärme) sein. Durch die verstärkte Atmung wird mehr Kohlenstoffdioxid aus dem Blut entfernt. Folglich sinkt der Anteil an Carbonationen.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Band V: Geflügel. Parey, 2004
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2008
- Ein bisschen Eikunde - Oologie, abgerufen am 06.03.2024
- Reproductive system, abgerufen am 06.03.2024
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