Urethrotomie nach Sachse
nach dem deutschen Urologen Hans Sachse (1926 – 2018)
Synonyme: Schlitzung nach Sachse, Urethrotomia interna nach Sachse, DVIU
Englisch: direct vision internal urethrotomy (DVIU), Sachse urethrotomy
Definition
Die Urethrotomie nach Sachse ist ein urologisches Operationsverfahren zur Behandlung von Harnröhrenstrikturen, bei dem die Striktur endoskopisch unter Sicht längs eingeschnitten wird. Es handelt sich um die klassische Form der direkten inneren Urethrotomie.
Durchführung
Die Urethrotomie nach Sachse erfolgt unter direkter endoskopischer Sicht:
- Einführen des starren Urethroskops
- Lokalisation der Striktur
- Einschneiden der verengten Stelle bei 12 Uhr mit einer halbmondförmigen Klinge
- Erweiterung des Strikturbereichs bis zum gesunden Urethralgewebe
- Einlage eines transurethralen Katheters zur Schienung für einige Tage postoperativ
Der Eingriff erfolgt in der Regel in Allgemein- oder Regionalanästhesie. Der Katheter wird postoperativ für 3 bis 5 Tage belassen. Der Therapieerfolg wird mithilfe uroflowmetrischer Untersuchungen kontrolliert.
Indikationen
Typische Indikationen sind:
- kurzstreckige Harnröhrenstrikturen
- primäre Strikturen ohne massive Narbenbildung
- bulbäre Strikturen
- Patienten, bei denen eine plastische Rekonstruktion zunächst nicht erforderlich oder gewünscht ist
Klinische Bedeutung
Die Urethrotomie nach Sachse galt für lange Zeit als Goldstandard zur Behandlung der Harnröhrenstriktur und ist heute (2025) immer noch das am häufigsten angewendete Verfahren. Alternativ werden zunehmend Verfahren mit Laserkoagulation eingesetzt. Ob diese langfristig einen relevanten Vorteil bieten, ist bisher (2025) nicht abschließend geklärt.
Die kurzfristigen Ergebnisse der Urethrotomie nach Sachse sind gut, die langfristige Erfolgsrate jedoch durch die hohe Rezidivrate begrenzt. Daher wird bei rezidivierenden oder längeren Strikturen meist eine definitive Urethroplastik notwendig.
Vorteile
Die Operations- und Nachbehandlungszeit ist verglichen mit anderen Methoden kurz. Zudem ist der Eingriff leicht erlernbar.
Nachteile
Das Rezidivrisiko beträgt etwa 50 % für den Ersteingriff. Bei wiederholten Eingriffen ist es deutlich höher. Da die entstandene Narbe stets länger ist, als die vorherige Striktur, wird die operative Versorgung bei wiederholten Urethrotomien immer aufwendiger.
Risiken
- Harnröhrenblutung
- Verletzungen der Harnröhre mit extravasaler Urinleckage
- selten Impotenz oder Sphinkterverletzung mit Harninkontinenz
Literatur
- Albers, Peter et al. (Hrsg.): Standardoperationen in der Urologie. Springer, Berlin, Heidelberg 2014.
- Urologielehrbuch.de: Urethrotomie (Harnröhrenschlitzung)
- Schmelz et al. (Hrsg.): Facharztwissen Urologie, 3. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg, 2014.