Halluzination
von lateinisch: alucinari - die Gedanken schweifen lassen
Synonyme: Halluzinose, Wahnwahrnehmungsstörung, Trugwahrnehmung
Englisch: hallucination
Definition
Halluzinationen sind Trugwahrnehmungen, denen kein entsprechender Außenreiz zugrunde liegt, die aber dennoch als reale Sinneseindrücke angenommen werden. Halluzinationen können alle Sinnesmodalitäten betreffen.
Kann sich der Patient von der erlebten Sinnestäuschung distanzieren und erkennt diese als unwirklich, so spricht man von Pseudohalluzinationen.
Abgrenzung
Differentialdiagnostisch muss die "Illusion" abgegrenzt werden. Eine Illusion ist eine Verkennung eines realen Objektes, d.h. eine Missdeutung eines realen Sinneseindruckes, bspw. wird ein Busch als kauernde Person missinterpretiert. Illusionen können bei großer Müdigkeit oder nach Alkoholgenuss auch bei Gesunden auftreten, sie haben per se keinen Krankheitswert.
Beide Phänomene fallen im AMDP-System unter die Kategorie der Sinnestäuschungen.
Formen der Halluzination
Akustische Halluzinationen
Akustische Halluzinationen sind Sinnestäuschungen im Bereich des Hörens. Man unterscheidet ungeformte, einfache (synonym: elementare) Wahrnehmungen - sogenannte Akoasmen - vom Erleben komplizierter akustischer Phänomene bspw. dem Stimmenhören.
Beispiele für akustische Trugwahrnehmungen
- Stimmen
- Stimmen mit dialogischem Charakter. Beispiel: "Da waren mehrere Stimmen von mehreren Menschen in meinem Kopf, die sich über mich unterhalten haben."
- Stimmen mit imperativem Charakter. Beispiel: "Die männliche Stimme hat zu mir gesagt, ich solle noch heute in die Klinik gehen."
- Stimmen mit kommentierendem Charakter. Beispiel: "Ich habe immer meinen Vater gehört, der hat mich gelobt wenn ich was gut gemacht habe."
- Akoasmen
- Beispiel: "Ich höre immer so ein Klicken in meinem Kopf wenn ein neuer Gedanke kommt."
- Beispiel: "Ich höre Musik, obwohl ich kein Radio habe."
Optische Halluzinationen
Optische Halluzinationen sind Sinnestäuschungen im Bereich des Sehens. Man unterscheidet ungeformte, elementare Trugwahrnehmungen (das Sehen von farbigen Flächen, Lichtblitzen, Schatten, etc.) – sogenannte Photome – vom Erleben ausgestalteter Szenen, d.h. Menschen, Tiere, Gegenstände, etc.
Olfaktorische und gustatorische Halluzinationen
Olfaktorische und gustatorische Halluzinationen sind Trugwahrnehmungen im Bereich des Riechens und des Schmeckens. Die Patienten geben beispielsweise an, sie würden Gas riechen, Verwesungsgeruch wahrnehmen oder Gift im Essen herausschmecken.
Zönästhesien
Zönästhesien sind Sinnestäuschungen im Bereich der eigenen Körperwahrnehmung, die nicht als von außen gemacht erlebt werden.
- Beispiel: "Ich spüre wie meine Leber immer weiter wächst."
- Beispiel: "Mein Herz fühlt sich an wie eine Eisenkugel in meiner Brust."
Leibhalluzinationen
Leibhalluzinationen sind Sinnestäuschungen im Bereich der eigenen Körperwahrnehmung, die als von außen gemacht erlebt werden.
- Beispiel: "Die ziehenden Schmerzen in meinem Rücken werden durch Bestrahlung ausgelöst."
Taktile Halluzinationen
Taktile Halluzinationen sind Sinnestäuschungen im Bereich des Fühlens. Alle Modalitäten (Berührung, Vibration, Temperatur, Schmerz) können betroffen sein.
- Beispiel: "Ich habe plötzlich gespürt wie mir warmes Wasser über die Hände läuft."
Ursachen von Halluzination
- Drogen (Alkohol, Marihuana, Kokain, LSD, Crack)
- hohes Fieber (besonders bei jungen o. alten Menschen)
- sensorische Probleme (Blindheit, Taubheit)
Menschen die ihr Gehör verlieren berichten häufig Stimmen zu hören. In ähnlicher Weise berichten Amputierte von sogenannten Phantomgliedmaßen, die sie vermeintlich bewegen und Schmerzen empfinden.
- schwere physische Krankheiten (Hirntumor, Leber- oder Nierenversagen)
- alkoholbedingtes Delirium tremens
- Altersdemenz
- spezifische schwere psychotische Störungen (PTBS, psychotische Depression, Schizophrenie)
- Stimulation bestimmter Hirnareale
- Extremsituation - fehlen sensorischer Eindrücke (in der Wüste; kalte kahle Zelle)
Diagnose und Management
- Anamnese
- Art der Halluzination? (anfänglich - heute)
- Wann treten sie typischerweise auf?
- Wie lange treten sie schon auf?
- Konsum von Alkohol, Drogen, Medikamente
- traumatische o. emotionale Ereignisse
- Hinweise auf körperliche Begleiterscheinigungen (Ruhelosigkeit, Verworrenheit, Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen)
Das klinische Management beginnt mit dem Versuch, mögliche medizinische o. neurologische Ursachen oder Reaktionen auf bestimmte Drogen "im Rahmen kulturell" validierter Phänomene" (z.B. religiöse Feste, Musikkonzerte etc.) zu finden. Möglicherweise können auch "Symptome" aus den Halluzinationen erwachsen.
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