Trachtenzwanghuf (Pferd)
Englisch: contracted heel(s)
Definition
Als Trachtenzwanghuf bezeichnet man eine Form des Zwanghufs beim Pferd, bei dem eine ein- oder beidseitige Verengung der Hornkapsel im Bereich der Trachtenwände vorliegt.
Vorkommen
Der Trachtenzwanghuf ist die häufigste Form des Zwanghufs. Er tritt an der Vordergliedmaße häufiger auf als an der Hintergliedmaße.
Trachtenzwanghufe kommen einerseits beim engen Huf vor, dessen Stahl allmählich atrophiert, andererseits auch beim weiten, spitzgewinkelten Huf, dessen Trachtenwände sehr schräg stehen und daher wenig stützfähig ist. Junge Pferde mit bodenweit gestellten Gliedmaßen sind prädisponiert, Zwanghufe an der medialen Trachtenwand zu entwickeln.
Ätiopathogenese
Enge sowie weite Hufe neigen dazu, Trachtenzwanghufe auszubilden. Die Formveränderung kann aber auch infolge von Strahlfäule, falsch zubereiteten Hufen oder durch andere Huferkrankungen hervorgerufen werden. Bei der Hufkorrektur durch den Hufschmied dürfen die Trachtenwände generell nicht zu stark gekürzt werden. Die Eckstreben sollten dabei nicht gekürzt und der Strahl nicht zu stark abgetragen werden. Mangelhafte Bewegung begünstigt ebenfalls die Entwicklung eines Trachtenzwanghufs.
Grundsätzlich führen alle schmerzhaften Prozesse im hinteren Abschnitt des Hufs zu einer allmählichen Verengung des hinteren Hufbereichs. Trachtenzwanghufen kommen daher häufig zusammen mit Podotrochlose, Podarthrose, Hufknorpelverknöcherungen und verschiedenen Tendinopathien der Beugesehnen vor.
Klinik
Beim Trachtenzwanghuf sind die Trachtenwände charakteristisch eingezogen und besitzen zusätzlich häufig deutliche Ringe. Die Eckstreben sind verbogen und die Trachtenecken stehen nahe beieinander. Aufgrund der Deformation sind die mittlere und die seitlichen Strahlfurchen deutlich verengt und der Strahl erscheint als Ganzes verkümmert.
Betroffene Pferde zeigen im Stand eine steile Fesselstellung, wobei die Fesselachse oftmals nach rückwärts gebrochen ist. Die betroffene Gliedmaße wird meistens entlastet, in leichter Beugehaltung und nach vorn versetzt gehalten. Das Gangbild ist zu Beginn unrein. Der Schritt nach vorn ist verkürzt und auf hartem Boden verstärkt sich die vorhandene Lahmheit. Bei einseitigem Trachtenzwanghuf wird die veränderte Trachtenwand beim Schritt so spät wie möglich am Boden aufgesetzt. Aufgrund dessen kommt es zu einer deutlichen Bogenbewegung beim Vorführen der Gliedmaße (z.B. außen-innen-außen). Die Perkussion der verengten Trachtenwand ist schmerzhaft.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen sind folgende Erkrankungen zu berücksichtigen:
- Verletzungen bzw. Erkrankungen der Schultern (aufgrund der Hangbeinlahmheit)
- Hufknorpelverknöcherungen
- Podotrochlose
- Insertionsdesmopathien
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der typischen Klinik (vorsichtiger Gang, eventuell Hangbeinlahmheit, atrophierter Strahl, schmerzhafte Perkussion des Hufs, eingezogene und verengte Trachten, Pulsation der Hauptmittelfußarterie u.ä.) gestellt.
Um andere Ursachen ausschließen zu können (z.B. Schulterverletzungen), kann eine ein- bzw. beidseitige TPA durchgeführt werden. Zusätzlich sind Röntgenbilder der distalen Zehe anzufertigen, um oben genannte Differentialdiagnosen (z.B. Podotrochlose) auszuschließen.
Therapie
Bei jungen Pferden kann durch eine adäquate Therapie ein Trachtenzwanghuf korrigiert werden. Prädisponierende Faktoren müssen unbedingt abgestellt werden, damit der Hufmechanismus im hinteren Abschnitt wieder wirksam werden kann. Durch regelmäßige und sachgerechte Hufpflege und feuchten Verbände um die Hornkapsel kann die eingeengte Trachte wieder in eine physiologische Stellung gebracht werden.
Zusätzlich sind betroffene Pferd regelmäßig zu bewegen, um den Hufmechanismus zu fördern.
Literatur
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
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