Strahlbeinfraktur (Pferd)
Synonym: Fraktur des Os sesamoideum phalangis distalis
Definition
Als Strahlbeinfraktur bezeichnet man eine Fraktur des Os sesamoideum phalangis distalis (Strahlbein) beim Pferd.
Epidemiologie
Strahlbeinfakturen treten v.a. bei Reit-, Spring-, Vollblut- und Polopferden auf. Bei diesen Tieren kommen sie gehäuft an der Schultergliedmaße vor. Bei Trabrennpferden können die Frakturen auch an der Beckengliedmaße auftreten.
Ätiologie
Anhand der Ursache können folgende drei Formen unterschieden werden:
- Primär: traumatisch entstandene und gedeckte Strahlbeinfrakturen (exogenes Trauma)
- Sekundär: pathologische und gedeckte Strahlbeinfrakturen (z.B. in Kombination mit einer Podotrochlose)
- Offene und meist infizierte Strahlbeinfrakturen (z.B. nach Nageltritten)
Klinik
Pferde mit einer gedeckten Strahlbeinfraktur gehen plötzlich hochgradig lahm. Die Hauptmittelfußarterien (Arteria digitalis palmaris communis II an der Vordergliedmaße, Arteria metatarsea dorsalis III an der Hintergliedmaße) zeigen eine verstärkte Pulsation.
Die Untersuchung des Hufs mit der Hufzange, insbesondere der Trachtenspanngriff, ist schmerzhaft.
Diagnose
Anamnese, klinische sowie orthopädische Untersuchung geben Hinweise auf eine Fraktur des Strahlbeins.
Die Diagnose wird mithilfe von Röntgenuntersuchungen (Oxspring-Aufnahme und lateromedialer Strahlengang) gesichert.
Therapie
Die Therapie hängt von der Art der Fraktur ab. Offene, infizierte Strahlbeinfrakturen haben eine schlechte Prognose. Einzige Behandlungsmethode ist die Strahlbeinresektion und anschließende Arthrodese des Hufgelenks.
Frische, traumatisch verursachte Strahlbeinfrakturen (geringgradig dislozierte Sagittalfrakturen) können unter bildgebender Kontrolle (z.B. C-Bogen) mittels Osteosynthese fixiert werden. Die Kompressionsschraube wird von lateral oder medial eingebracht, um einen ausreichenden interfragmentären Druck zu erreichen.
Konservative Behandlungen beinhalten eine 4-monatige Ruhephase, wovon mindestens 2 Monate als Boxenruhe eingehalten werden müssen. Zusätzlich müssen orthopädische Maßnahmen getroffen werden, die eine Ausschaltung des Hufmechanismus und eine Entlastung des Strahlbeins ermöglichen (Hufkorrektur, Hufeisen mit Trachtennagelungen und Seitenaufzügen, Keile).
Prognose
Die Prognose ist abhängig von der Art der Verletzung. Nach erfolgter Therapie kann eine Restlahmheit bestehen bleiben, die oftmals nur durch eine Neurektomie behoben werden kann.
Literatur
- Brehm W., Gehlen H., Ohnesorge B. et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.
um diese Funktion zu nutzen.