Stirnlage
Definition
Die Stirnlage ist eine fetale Haltungsanomalie, bei der sich der kindliche Kopf während der Geburt in Deflexionslage befindet. Der Geburtsvorgang ist wegen der größeren Durchtrittsfläche des Kopfes stark verzögert, es kann zum Geburtsstillstand kommen. Eine persistierende Stirnlage stellt daher eine Indikation für eine Sectio caesarea dar.
Hintergrund
Die regelrechte Haltung ist die Hinterhauptslage, bei welcher der kindliche Kopf maximal angewickelt ist (Flexionslage). Die Stirnlage ist die ungünstigste Deflexionslage, da mit dem Planum mento-occipitale das größte Durchtrittsplanum vorliegt. Der Kopfumfang in dieser Ebene (Circumferentia mento-occipitalis) beträgt etwa 35–36 cm.
Epidemiologie
Die Stirnlage kommt mit einer Häufigkeit von etwa 1:2.000 bis 1:3.000 Geburten vor.
Ätiologie
Mögliche Ursachen für die Stirnlage sind u.a. eine Beckenverengung sowie eine ungünstige Kopfform. Weitere Ursachen können sein:
- Enge Distanz zwischen Spinae bei genügend weiter Kreuzbeinhöhle
- Dorsoposteriore Stellung präpartal
- Vorzeitiger Blasensprung
- Vorderwandplazenta
- Frühgeburtlichkeit
- Androides Becken
- Voller Darm der Schwangeren bei IIb-Stellung
- Schwacher Levatorspalt
Diagnose
Bei der inneren Untersuchung sind die Nasenwurzel und Augenbrauen des Kindes tastbar. Das Kinn und die kleine Fontanelle sind nicht tastbar. Die große Fontanelle ist weit nach hinten verzogen. Der Kopf tastet sich unregelmäßig und ungewohnt eckig. Richtung Symphyse entlang der Stirnnaht kann der Nasenrücken und eventuell die kantige Begrenzung der Augenhöhlen getastet werden.
Cave: bei der inneren Untersuchung sollte kein Druck ausgeübt werden, da sich die Augen in unmittelbarer Nähe befinden und verletzt werden könnten.
Therapie
Durch Lagerung auf der Seite des Kinns kann ggf. eine Korrektur der Haltung durch den Fetus erreicht werden. Findet diese nicht statt, ist i.d.R. eine Sectio caesarea indiziert.
In der Eröffnungsphase (EP) und im Beckeneingang sollte die Korrektur der fetalen Haltung angestrebt werden. Dies kann durch folgende Maßnahmen unterstützt werden.
- Vornüber gelehnt mit Beckenkreisen im Stehen oder sitzend auf Ball
- Knie-Ellenbogenhaltung
- Vierfüßlerstand
- Asymmetrische Positionen (das Bein auf der Seite des kindlichen Rückens aufstellen)
- Seitenlage (auf der Seite des kindlichen Rückens)
- Simslage (auf der Seite der kleinen Teile)
- Rebozo-Anwendungen
- Gutschwager-Manöver
In der Austrittsphase (AP) ist nicht mehr mit einer Korrektur der fetalen Haltung zu rechnen, daher sollte die Förderung des Tiefertretens und des Ausrotierens zur hinteren Hinterhauptslage (hiHHL) im Fokus stehen. Zu beachten ist, dass die Lagerungsregel in der Austrittsphase zur Förderung der hiHHL umgekehrt ist. Das Tiefertreten und Ausrotieren zur hiHHL kann wie folgt unterstützt werden:
- Vierfüßlerstand (Raum für Hinterhaupt in Kreuzbeinhöhle, Austrittsbewegung erleichtern)
- Asymmetrische Positionen (das Bein auf der Seite der kleinen Teile aufstellen)
- Seitenlage (auf der Seite der kleinen Teile)
- Simslage (auf der Seite des kindlichen Rückens)
- Äußerer Beckendruck