Reinier de Graaf
Definition
Reinier de Graaf war ein holländischer Arzt und Anatom, der erste Schlüsselerkenntnisse in der Fortpflanzungsbiologie machte. Er wurde am 30.Juli 1641 in Schoonhoven geboren und starb am 17.August 1673 in Delft.
Lebenslauf
Über Renier de Graafs Kindheit und Jugend ist nur wenig bekannt. Er studierte Medizin an der Universität in Utrecht und Leiden, zu seinen Kommilitonen zählten die ebenfalls bekannten Anatomen Jan Swammerdam, Niels Stensen und Frederik Ruysch. Nach seinem Studium ging de Graaf nach Frankreich, zur Universität in Angers, wo er an seine anatomischen Studien zur Bauchspeicheldrüse fortführte und schließlich promovierte. Er kehrte in die Niederlande zurück und ließ sich in Delft nieder, wo er im Mai 1672 Maria van Dijck im Rathaus heiratete. De Graaf wurde als Katholik eine Universitätskarriere in den mehrheitlich protestantischen Niederlanden verwehrt, als sein ehemaliger Professor Franciscus Sylvius starb und er dessen Posten übernehmen wollte. Nach Plagiatsvorwürfen durch seinen langjährigen Freund Jan Swammerdam und dem Tod seines wenige Wochen alten Sohnes Fredericus am 7.April 1673, starb Renier de Graaf am 17.August, vermutlich durch Suizid. Als Mitglied der Royal Society in London empfahl er, nur wenige Monate vor seinem Tod, die Beachtung von Antonie van Leeuwenhoek und seinen Fortschritten in der Mikroskopie.
Lebenswerk
Zu Reinier de Graafs Lebenswerk zählt die Entdeckung des Ovarialfollikels im Eierstock, die Beschreibung der Funktion des Eileiters und einer Hydrosalpinx und ihrem Zusammenhang mit weiblicher Unfruchtbarkeit.
Das Graaf-Follikel
Seine wohl größte Entdeckung sind die Ovarialfollikel, wobei der Tertiärfollikel, auch als Graaf-Follikel bekannt, noch heute seinen Namen trägt. Durch die Beobachtung einer ektopen Schwangerschaft schloss er darauf, dass im Inneren eines Follikels die Eizelle liegen müsse. Die Follikel wurden zwar schon von Forschern vor seiner Zeit beschrieben, ihre Funktion blieb allerdings noch unbekannt. Die wirkliche Entdeckung einer menschlichen Eizelle erfolgte 1827 durch Karl Ernst von Baer.
Die weibliche Ejakulation
Reinier de Graaf beschrieb als Erster die weibliche Ejakulation und wies dabei auf eine besonders sensible Zone in der vorderen Scheidenwand hin, die er mit der Prostata des Mannes verglich. Später wurde diese Zone durch den deutschen Gynäkologen Ernst Gräfenberg als G-Punkt beschrieben. Außerdem beschrieb De Graaf die Anatomie der Hoden.
Schwächen seiner Thesen
In vielen seiner bedeutenden Beiträge sind allerdings Fehler zu finden. So glaubte De Graaf beispielsweise, dass der Follikel die eigentlich Eizelle sei. Er hinterfragte Texte anderer Forscher oft nicht und trug so oft fehlerhafte Informationen zusammen. Durch seine Experimente mit Hasen und der Beobachtung einer ektopen Schwangerschaft einer Frau in Paris, die daran gestorben war, war er der Überzeugung, dass sich ein schon voll entwickelter Organismus im Eileiter befindet, der durch Samenflüssigkeit zum Leben erwacht und erst dann in den Uterus transportiert wird.
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