Reaktionsordnung
Englisch: reaction order
Definition
Die Reaktionsordnung beschreibt die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion von der Konzentration der beteiligten Edukte. Sie ist eine zentrale Kenngröße in der Reaktionskinetik und gibt an, in welchem Maße eine Konzentrationsänderung eines Reaktanden die Reaktionsgeschwindigkeit beeinflusst.
Hintergrund
Die Reaktionsordnung lässt sich aus der experimentell bestimmten Geschwindigkeitsgleichung einer Reaktion ableiten. Sie ist nicht zwingend identisch mit der stöchiometrischen Summe der Reaktionsgleichung. Vielmehr ergibt sie sich aus dem Reaktionsmechanismus, also den einzelnen elementaren Schritten einer Reaktion.
Bestimmung
Die allgemeine Geschwindigkeitsgleichung für eine Reaktion der Form:
lautet:
wobei:
- : Reaktionsgeschwindigkeit
- : Geschwindigkeitskonstante
- : Konzentrationen der Reaktanden,
- : partielle Reaktionsordnungen hinsichtlich A und B
Die gesamte Reaktionsordnung ergibt sich als Summe der partiellen Ordnungen:
Einteilung
- 0. Ordnung: Die Reaktionsgeschwindigkeit ist unabhängig von der Konzentration des Reaktanden (Beispiel: enzymatische Reaktionen bei Substratsättigung)
- 1. Ordnung: Die Reaktionsgeschwindigkeit ist direkt proportional zur Konzentration eines Reaktanden (Beispiel: radioaktiver Zerfall)
- 2. Ordnung: Sie bezieht sich auf bimolekulare Reaktionen, bei denen aus zwei Stoffen ein Reaktionsprodukt entsteht.
Höhere Ordnungen sind in der Praxis selten, da elementare Reaktionen in der Regel maximal bimolekular ablaufen.
Medizinisch-pharmazeutischer Kontext
In der Pharmakokinetik ist die Reaktionsordnung von Bedeutung bei der Beschreibung des Arzneistoffabbaus:
- Nullte Ordnung: z.B. Alkoholabbau über Alkoholdehydrogenase (gesättigtes Enzym)
- Erste Ordnung: gilt für die meisten Arzneistoffe im therapeutischen Dosisbereich
- Mischordnungen: kommen vor, wenn z.B. bei höheren Konzentrationen eine Sättigung der metabolisierenden Enzyme eintritt
Nutzung
Die Kenntnis der Reaktionsordnung erlaubt:
- Vorhersagen über den zeitlichen Verlauf von Reaktionen
- Planung von Dosierungsintervallen bei Medikamenten
- Modellierung von Stoffwechselreaktionen