Radiochirurgie
Synonym: Einzeldosiskonvergenzbestrahlung
Englisch: radiosurgery
Definition
Die Radiochirurgie ist ein strahlentherapeutisches Verfahren, bei dem hochenergetische Röntgenstrahlen auf einen festgelegten Gewebebereich gerichtet werden, um ihn zu zerstören. Dadurch können Tumoren, aber auch funktionelle Störungen behandelt werden.
Hintergrund
Die Radiochirurgie wurde erstmals 1948 vom schwedischen Neurochirurgen Lars Leksell als Therapieoption für operativ schwer zugängliche Ziele im Kopf untersucht. In den 1960er Jahren konnte durch die stetige Weiterentwicklung das Gamma-Knife-System entwickelt werden, dass seither fester Bestandteil der intrakraniellen Radiochirurgie ist. Eine Weiterentwicklung ist das Cyber-Knife, das als Strahlenquelle einen Linearbeschleuniger hat.
Indikationen
Mit der Radiochirurgie können benigne und maligne Tumoren sowie funktionelle Störungen behandelt werden. Die heutige Radiochirurgie ermöglicht dank Stereotaxie, Robotersteuerung und digitaler Bildführung vor allem im Kopfbereich eine gezielte Therapie im Millimeterbereich. In den 1990er Jahren erweiterte sich das Indikationsspektrum über die Therapie der Kopfregion hinaus. Anwendungsbereiche sind u.a.:
Kopf
- Hirnmetastasen
- Meningeome
- Akustikusneurinome
- Hypophysenadenome
- Chordome und Sarkome
- Aderhautmelanome
Weitere Indikationen sind arteriovenöse Malformationen (AVM), Paraganglioma jugulare und funktionelle Störungen, wie die Trigeminusneuralgie.
Lunge
- Lungentumore im Frühstadium
- Lungenmetastasen
Abdomen
Leber
- Lebertumore im Frühstadium
- Lebermetastasen
Wirbelsäule
Weitere Anwendungsbereiche sind die Therapie von Prostata- und Mammatumoren, jedoch nur im Rahmen klinischer Studien. Besonders zur Radiochirurgie der Kopfregion existieren Langzeitstudien, die den Therapieerfolg der Radiochirurgie und ein gutes Outcome belegen.
Vorteile und Nachteile
Vorteile
- Schwer zugängliche Körperregionen können hochpräzise therapiert werden.
- Die Radiochirurgie löst eine geringere Strahlenbelastung des umliegenden Gewebes aus als die Ganzhirnbestrahlung
- Weniger invasiv als chirurgische Verfahren
- Möglichkeit der Intervention auch bei konventionell inoperablen Tumoren
Nachteile
- Diffuse wachsende Tumoren wie das Glioblastom eignen sich nicht für die Radiochirurgie.
- Keine Erfolgskontrolle des Eingriffs durch Histopathologie möglich
um diese Funktion zu nutzen.