Pressen (Geburtshilfe)
Englisch: pushing
Definition
In der Geburtshilfe bezeichnet Pressen den willkürlichen Einsatz der Bauchmuskulatur durch die Gebärende während der Austreibungsphase der Geburt, um die Austreibung des Kindes durch den Geburtskanal zu unterstützen. Es erfolgt in der Regel synchron mit den Wehen, die in dieser Phase entsprechend auch als Presswehen bezeichnet werden.
Physiologie
Die Pressphase ist Teil der Austrittsperiode und beginnt, wenn der Muttermund vollständig eröffnet ist und der vorangehende Kindsteil den Beckenboden erreicht hat. Über Dehnungsreize an Zervix, Vagina und Beckenboden wird der Ferguson-Reflex ausgelöst, der zu einem reflektorischen Pressdrang führt. Durch Anspannung der Bauchmuskulatur (v.a. Musculus transversus abdominis und Musculus rectus abdominis) und des Diaphragmas wird der intraabdominelle Druck erhöht.
Einteilung
... nach Geburtsanleitung
- spontanes Pressen: die Frau folgt ihrem natürlichen Pressdrang; dieses Vorgehen ist physiologisch und wird häufig bei Geburten mit geringem Risiko bevorzugt
- angeleitetes Pressen: die Gebärende wird von der betreuenden Person (z.B. Hebamme) angeleitet zu pressen, meist bei fehlendem oder unzureichendem Pressdrang oder eingeschränkter Wahrnehmung (z.B. unter Periduralanästhesie)
Es gibt ausreichende Evidenz dafür, dass angeleitetes Pressen einen positiven Effekt auf das Geburts-Outcome hat.
... nach Zeitpunkt
- frühes Pressen: beginnt unmittelbar nach vollständiger Muttermundseröffnung, unabhängig von Pressdrang
- Spätes Pressen: warten auf den natürlichen Pressdrang, auch als "delayed pushing" bezeichnet; führt zu einer kürzeren aktiven Pressphase
Quellen
- AWMF - S3-Leitlinie: Die vaginale Geburt am Termin, 2020