Präokulomotorisches Zentrum
Definition
Praäokulomotorische Zentren sind neuronale Zentren im ZNS, die den okulomotorischen Hirnnervenkernen vorgeschaltet sind. Sie steuern horizontale und vertikale Augenbewegungen.
Einteilung
Rostrale mesencephale Formatio reticularis
Die rostrale mesencephale Formatio reticularis (rmFR) ist eine im Mesencephalon liegende Kerngruppe zur Generierung vertikaler und torsioneller Augenbewegungen. Ihr zugeordnete Kerngebiete sind u.a. der Nucleus interstitialis rostralis fasciculi longitudinalis medialis (riMLF) und der Nucleus interstitialis (Nucleus interstitialis Cajal, INC). Beide innervieren direkt die okulären Motoneurone des Nervus oculomotorius und des Nervus trochlearis.[1][2]
Der riMLF ist primär für die Generierung von Sakkaden zuständig. Die durch ihn erzeugten torsionellen Sakkaden sind jeweils ipsitorsionell ausgerichtet, d.h. das rechte Kerngebiet erzeugt Rotationsbewegungen beider Augen im Uhrzeigersinn (aus Patientensicht), das linke Rotationen gegen den Uhrzeigersinn.[2] Vertikale Sakkaden werden dabei für beide Blickrichtungen unterschiedlich verschaltet:[2]
- Fasern zur Generierung einer Elevationssakkade projizieren auf die Okulomotorius-Subnuklei beider Seiten
- Fasern zur Generierung einer Depressionssakkade projizieren nur auf den ipsilateralen Trochleariskern und Okulomotorius-Subnukleus
Der INC dient vornehmlich vertikalen Blickhalte- und -folgebewegungen, ist aber zusammen mit der riMLF auch an sakkadischen Augenbewegungen beteiligt.[2]
Paramediane pontine Formatio reticularis
Die paramediane pontine Formatio reticularis (PPRF) ist eine Kerngruppe, die sich in der pontinen Formatio reticularis befindet. Sie generiert horizontale Augenbewegungen zur ipsilateralen Seite. Bei willkürlichen Augenbewegungen erhält die PPRF Impulse aus dem Großhirn. Die PPRF projiziert zum Kern des Nervus abducens.
Nucleus prepositus perihypoglossalis
Der Nucleus prepositus perihypoglossalis befindet sich rostral des Nucleus nervi hypoglossi in der Medulla oblongata. Seine Efferenzen ziehen zum Kleinhirn, zu den Nuclei vestibulares, zur PPRF und zur rostralen mesencephalen Formatio reticularis. Er generiert horizontale und vertikale Bewegungen der Augen, Blickfolgebewegungen und ist auch an der Blickfixierung auf einen Gegenstand beteiligt.
Nuclei vestibulares
Die Nuclei vestibulares koordinieren vor allem Bewegungen der Augen mit Bewegungen des Körpers und des Kopfes. Die Vestibulariskerne bewirken eine der Körperbewegung entgegengesetzte Augenbewegung (vestibulookulärer Reflex). Sie projizieren über den Fasciculus longitudinalis medialis auf ipsi- und kontralaterale Augenmuskelkerne.
Quellen
- ↑ Trepel, Neuroanatomie: Struktur und Funktion, 7. Auflage, S. 146. Elsevier Verlag, München, 2017.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Bhidayasiri et al., A hypothetical scheme for the brainstem control of vertical gaze, Neurology, 2000.