Peribulbäranästhesie
Synonym: Parabulbäranästhesie
Englisch: peribulbar anesthesia
Definition
Die Peribulbäranästhesie, kurz PBA, ist eine Form der Infiltrationsanästhesie im Bereich der Orbita, bei der das Lokalanästhetikum in das Gewebe außerhalb des Muskelkonus (Spatium extraconicum) injiziert wird, um eine Anästhesie des Auges und der Augenmuskulatur zu erreichen.
Hintergrund
Im Gegensatz zur Retrobulbäranästhesie, bei der das Anästhetikum innerhalb des Muskelkonus (Spatium intraconicum) injiziert wird, erfolgt bei der Peribulbäranästhesie die Injektion außerhalb des Muskelkonus. Dieses Vorgehen reduziert das Risiko von Komplikationen (z.B. Retrobulbärhämatom oder Bulbusperforation). Allerdings können auch bei der Peribulbäranästhesie Komplikationen wie Lidhämatome und ein Anstieg des Augeninnendrucks auftreten.
Indikation
Die Peribulbäranästhesie wird häufig bei Augenoperationen eingesetzt, insbesondere wenn eine gleichzeitig angestrebte Lidakinesie gewünscht ist (durch Betäubung des Musculus orbicularis oculi). Sie hat sich seit den 1980er-Jahren als Alternative zur Retrobulbäranästhesie etabliert, da sie potenziell weniger Nebenwirkungen aufweist.
Bei kleineren ophthalmologischen Eingriffen wird in der Regel nur eine topische, subkonjunktivale Anästhesie durchgeführt.
Durchführung
Die klassische Technik nach Davis und Mandel (1994) umfasst zwei Injektionen. Die erste Injektion erfolgt temporal unten (inferotemporal), die zweite Injektion nasal oben (superonasal), zwischen dem medialen Drittel und den lateralen zwei Dritteln der Vorderkante des Orbitadachs. Die Nadel wird jeweils transkutan durch das Unter- bzw. Oberlid geführt. Die Blickrichtung des Patienten bleibt dabei geradeaus, während die Nadel parallel zum Orbitaboden bzw. -dach geführt wird.
Alternative Injektionsstellen sind der inferonasale Zugang oder ein Zugang durch den medialen Augenwinkel.
Dosierung und Materialien
Verwendet wird typischerweise eine Mischung aus 0,75 %igem Bupivacain und 2 %igem Lidocain im Verhältnis 1:1,5, ergänzt durch Hyaluronidase. Ein Injektionsvolumen von 10 bis 12 ml ist für eine große Orbita geeignet, bei kleineren Raumverhältnissen wird die Menge entsprechend angepasst. Eine kurze Kompressionsphase nach der Injektion wird empfohlen.
Die Wirkung einer Peribulbäranästhesie tritt in der Regel nach etwa 10 bis 20 Minuten ein.
Komplikationen
Die Peribulbäranästhesie hat zwar ein relativ geringeres Risiko schwerer Komplikationen, dennoch können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen:
- Lidhämatome
- Bindehaut- und Lidödeme
- erhöhter Augeninnendruck
- bleibende Ptosis bei Schädigung des Musculus levator palpebrae.
In seltenen Fällen kann es zu einer Bulbusperforation kommen.
Literatur
- Lokalanästhesie, Regionalanästhesie, Regionale Schmerztherapie. Van Aken H, Wulf H, Hrsg. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2010. doi:10.1055/b-002-46970
Quellen
- Betäubungsverfahren und Sedierung bei Augenoperationen, zuletzt abgerufen am 12.09.2024
- Lidakinesie durch Peribulbäranästhesie ohne Fazialisblock, zuletzt abgerufen am 12.09.2024
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