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PSA und Radfahren

Dr. med. Norbert Ostendorf
Arzt | Ärztin
Natascha van den Höfel
DocCheck Team
Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin
Bijan Fink
Arzt | Ärztin
Dr. med. Norbert Ostendorf, Natascha van den Höfel + 3

Dieser Text ein so genannter FlexiEssay. So nennen wir Texte, die keinen lexikalischen Inhalt haben. FlexiEssays geben die persönliche Einschätzung des Autors wieder. Sie werden von uns nicht inhaltlich überprüft. Wie bei allen anderen Texten gilt: Lies dir den Artikel kritisch durch, vergleiche ihn mit anderen Publikationen und bilde dir eine eigene Meinung.

Text

Es ist ein weit verbreiteter, aber falscher medizinischer Mythos, dass Radfahren die Serumkonzentration des Prostataspezifischen Antigens (PSA) deutlich erhöht.

Diese Theorie zur Präanalytik des PSA taucht häufig in populärwissenschaftlichen Publikationen, vereinzelt leider auch in Fachartikeln auf [1]. Sie ist mehrfach in großen Studien widerlegt worden, unter anderem durch Untersuchungen an der italienischen Radsport-Nationalmannschaft[2],[3]. Ein Review mit Metaanalyse von 6 Studien kam ebenfalls zu dem Schluss, dass Radfahren keinen nennenswerten Effekt auf die PSA-Serumkonzentration hat.[4]

Dies ist in der medizinischen Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet geblieben. Offensichtlich ist der Mythos viel attraktiver als die Realität – zu schön, um falsch zu sein. Auch die Ansicht, sexuelle Aktivität würde den PSA-Wert erhöhen, ist weit verbreitet.

In einzelnen Studien wurden PSA-Erhöhungen nach Fahrradfahren über lange Strecken festgestellt, wenn die Blutentnahme innerhalb weniger Minuten nach der körperlichen Belastung erfolgte. Der Effekt scheint bei älteren Männern mit bereits nicht mehr ganz niedrigem PSA deutlicher zu sein. In einer australischen Studie betrug der Anstieg bei einer Fahrstrecke von 55 bis 160 km durchschnittlich 9,5 %.[5] In einer anderen Studie stieg das PSA nach über 2 Stunden Radfahren von im Median von 0,69 auf 1,1 ng/ml bei Blutentnahme innerhalb von 5 Minuten nach der Radtour. In dieser Studie wurden viele andere Marker betrachtet, unter anderem stieg auch das CRP leicht an.[6] Da sich ähnliche Veränderungen z.B. auch bei Langstreckenläufern finden, stellt sich die Frage, ob es sich tatsächlich um einen spezifischen Effekt des Fahrradfahrens handelt.

Anatomisch betrachtet sitzt "mann" auf seinen Sitzbeinhöckern und nicht auf der Prostata. Wenn man beim Radfahren Druck auf die Prostata ausüben würde, täten Männer es nicht – oder die Sättel sähen völlig anders aus. Studien zum Thema Sex und PSA sind nicht so häufig, wahrscheinlich ist es aber so, dass regelmäßiger Geschlechtsverkehr den PSA-Spiegel im Blut eher senkt, da ein Sekretstau in der Prostata vermieden wird.

Die echten Probleme bei der Verwendung des PSA als Tumormarker sind leider weniger bekannt:

  • ein transurethraler Dauerkatheter führt direkt zur mechanischen Irritation der Prostata; ein Harnverhalt kann durch erhöhten Druck die Prostata reizen und zu erhöhten PSA-Spiegeln führen
  • in Deutschland sind über ein Dutzend PSA-Teste verschiedener Hersteller im Gebrauch, deren Testergebnisse methodenabhängig und nicht direkt vergleichbar sind. Deshalb kann bei einem Patienten scheinbar ein deutlicher Anstieg des PSA auffallen, wenn er einen anderen Urologen aufsucht oder auch nur, wenn das Labor im Laufe der Zeit das Testverfahren wechselt und dies nicht bekannt ist. Solche Verläufe sind mehrfach dokumentiert worden.
  • im Alter wird der PSA-Wert bei allen Männern höher, die Normwerte werden aber in der Regel in "Normalpopulationen", z. B. bei Blutspendern bestimmt, ohne das Alter der Probanden zu berücksichtigen. Welche PSA-Werte bei einem älteren Mann mit "normal vergrößerter" Prostata zu erwarten sind, ist wenig bekannt. Der Kliniker hält sich allgemein an den üblichen Referenzwert von 4 ng/ml.
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