Os sacrum (Veterinärmedizin)
Synonym: Kreuzbein
Englisch: scrum
Definition
Als Os sacrum oder Kreuzbein bezeichnet man die Verwachsung von Kreuzwirbeln im kaudalen Abschnitt der Wirbelsäule beim Haussäugetier.
Anatomie
Die Wirbel des Kreuzbeins sind bei allen Haussäugetieren zu einem einheitlichen Knochen, dem Kreuzbein verwachsen. In den voranschreitenden Verknöcherungsprozessen sind auch die Zwischenwirbelscheiben (Disci intervertebrales) miteinbezogen.
Die Verschmelzung, die beim Menschen in der Zeit zwischen dem 16. und 30. Lebensjahr erfolgt, ist tierartlich unterschiedlich:
- beim Fleischfresser und Schwein ist sie mit eineinhalb,
- bei den Wiederkäuern mit drei bis vier und
- beim Pferd mit vier bis fünf Jahren beendet.
Anzahl
Das Anzahl der im Os sacrum miteinander verknöcherten Wirbel ist von der Kreuzwirbelzahl abhängig:
- Rind, Ziege und Pferd: 5 Kreuzwirbel
- Schaf: 4 (bzw. 3 bis 5) Kreuzwirbel
- Schwein 4 Kreuzwirbel
- Fleischfresser: 3 Kreuzwirbel
Morphologie
Das Kreuzbein ist beim Fleischfresser vierseitig, bei den übrigen Haussäugetieren dreiseitig begrenzt. Die breite Basis ossis sacri liegt kranial, während sich die breite Knochenplatte nach kaudal zum Apex ossis sacri verjüngt. Die Nahtstellen der einzelnen Wirbelkörper sind an der Facies pelvina als Querlinie (Lineae transversae) erkennbar.
Aufgrund der engen Verwachsung der einzelnen Kreuzwirbel besitzt nur der erste Wirbel eine Extremitas cranialis und der letzte eine Extremitas caudalis. Beide Enden weisen entsprechend eine Incisura vertebralis cranialis bzw. caudalis auf. Als markanter Knochenpunkt ragt der kranioventrale Rand des 1. Kreuzwirbelkörpers als Promontorium kammförmig nach ventral. Im direkten Vergleich mit dem Kreuzbein des Menschen ist dieses nur undeutlich ausgeprägt.
An der Facies dorsalis sind die (außer beim Schwein) miteinander verschmolzenen Wirbelbögen (Arcus vertebrae) flach über den Kreuzbeinkörper gespannt. Mit diesem bilden sie den dorsoventral abgeplatteten Wirbelkanal innerhalb des Kreuzbeins (Canalis sacralis). Der Wirbelkanal ist bereits in seinem Anfangsabschnitt wesentlich enger als jener im Bereich der letzten Lendenwirbel und verjüngt sich bis zum Apex ossis sacri auf die Hälfte.
Die Dornfortsätze (Processus spinosi) sind (im direkten Vergleich mit denen der Lendenwirbelsäule) nach kaudal geneigt. Ihre endgültige Form erhalten sie durch Einwirkung der kräftigen Gesäß- und Sitzbeinmuskeln, die vor allem beim Vorwärtsschub des Körpers tätig sind. Die Dornfortsätze bilden beim Schwein nur eine undeutlich ausgebildete Leiste. Beim Rind und bei älteren Pferden sind sie in ihrer gesamten Länge miteinander zur Crista sacralis mediana verschmolzen. Bei den übrigen Haussäugetieren sind nur die Wurzeln der Dornen miteinander verwachsen, sodass die dorsalen Enden mehr oder weniger frei hervorstehen. Beim Fleischfresser und Pferd sind diese Enden zusätzlich zu Beulen verdickt.
Die Querfortsätze beider Seiten bilden in verschmolzenem Zustand die kräftige (beim Wiederkäuer dünne) Pars lateralis. Diese trägt die beim Pferd und Schwein markante, bei den restlichen Haussäugetieren jedoch kaum angedeutete Crista sacralis lateralis. Diese Pars lateralis ragt im Bereich des 1. - beim Fleischfresser, Schwein und kleinen Wiederkäuern auch des 2. - Kreuzwirbels als Kreuzbeinflügel (Ala sacralis) weit nach lateral heraus. Die mit Knorpel überzogene Facies auricularis der Ala sacralis dient der gelenkigen Verbindung mit dem Darmbeinflügel (Articulatio sacroiliaca). Beim Fleischfresser und Schwein ist sie nach lateral, beim Wiederkäuer nach kaudodorsal und beim Pferd nach dorsal gerichtet.
Die Außenfläche der Pars lateralis ist deutlich aufgerauht, um Muskeln und Bändern als Ansatzstelle zu dienen. Die Unterfläche hingegen ist aufgrund fehlender Ansatzstrukturen glatt. Die paarigen Processus articulares craniales sind bei allen Haussäugetieren nur am 1. Kreuzwirbel ausgebildet. Im Gegensatz dazu zeigen nur der letzte Kreuzwirbel beim Fleischfresser und Schwein vollständig ausgebildete Processus articulares caudales. Die beim Rind nur rudimentär ausgebildete Gelenkfortsätze verschmelzen zur Crista sacralis intermedia, wohingegen bei den übrigen Haussäugetieren an dieser Stelle nur buckelförmige Rudimente anzutreffen sind.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band I: Bewegungsapparat. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004
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