Nukleäres Matrixprotein 22
Abkürzung: NMP 22
Synonyme: Nukleäres Matrixantigen 22, NMP 22
Englisch: nuclear matrix protein 22
Definition
Das Nukleäre Matrixprotein 22, kurz NMP 22, ist Teil der Kernmatrix und wird als Tumormarker für die Diagnose, Nachsorge und Therapiekontrolle des Blasenkarzinoms eingesetzt.
Physiologie
Die nukleären Matrixproteine sind Zellkernproteine, die das strukturelle Baugerüst des Zellkerns bilden. Daneben dienen sie als Ankerstruktur für zahlreiche enzymatische Prozesse. Diese betreffen beispielsweise die DNA-Replikation und Transkription, die RNA-Synthese und die räumliche Organisation der Chromosomen während der Mitose.
Labordiagnostik
Indikation
Das Vorkommen verschiedener Matrixproteine ist gewebe- bzw. organspezifisch. Deshalb können sie als Tumormarker genutzt werden. Beim Blasenkarzinom wird NMP 22 z.B. vor allem durch urotheliale Tumorzellen exprimiert. NMP 22 kann man bei den betroffenen Patienten im Harn nachweisen. NMP 22 hat hier für die Detektion eines Blasenkarzinoms eine höhere Sensitivität als die Zytologie (56 vs. 16%). Die Spezifität von NMP 22 ist jedoch geringer als die der Zytologie (86 vs. 99%).[1] Andere urologische Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen können ebenfalls zu sehr hohen NMP-22-Werten im Urin führen.
In der Literatur wird daher eine kombinierte Verwendung von Tumormarkernachweis und Zytologie empfohlen. Dadurch ist es möglich, eine höhere diagnostische Zuverlässigkeit beim Nachweis von High-grade-Tumoren zu erreichen. Von einem allgemeinen Screening der Hochrisikopopulation wird aufgrund der zu geringen Prävalenz von Blasenkarzinomen jedoch abgeraten.[2]
Material
Für den Nachweis mittels Enzymimmunoassay (EIA) oder Schnelltest wird 10 ml Urin benötigt.
Referenzbereich
Ein Nachweis von < 6 U/ml gilt als negativ. Bei Werten zwischen 6 und 10 U/ml ist der Befund nicht eindeutig. Werte > 10 U/ml sind positiv.
Interpretation
Positive Befunde können einen Hinweis auf das Vorliegen eines Blasenkarzinoms geben, sind jedoch keinesfalls mit einem Tumornachweis gleichzusetzen. Andere Ursachen einer NMP-22-Erhöhung sind zu berücksichtigen. Ebenso bedeuten negative Ergebnisse keinen Tumorausschluss.
Quellen
- ↑ Grossman, H Barton et al. “Detection of bladder cancer using a point-of-care proteomic assay.” JAMA vol. 293,7 (2005): 810-6. doi:10.1001/jama.293.7.810
- ↑ Yafi, Faysal A et al. “Prospective analysis of sensitivity and specificity of urinary cytology and other urinary biomarkers for bladder cancer.” Urologic oncology vol. 33,2 (2015): 66.e25-31. doi:10.1016/j.urolonc.2014.06.008
Literatur
- Laborlexikon.de, abgerufen am 12.04.2021
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