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Netherton-Syndrom

nach dem amerikanischen Dermatologen Earl Weldon Netherton (1893- 1967)
Synonyme: Comèl-Netherton-Syndrom, Bambushaar-Syndrom, Erythroderma ichthyosiforme congenitum, Ichthyosis linearis circumfexa Rille-Comèl

Englisch: Netherton syndrome

1. Definition

Das Netherton-Syndrom ist eine seltene hereditäre Dermatose, die durch Mutationen im Gen SPINK5 hervorgerufen wird und zu den lamellären Ichthyosen zählt.

  • ICD10-Code: Q80.8 - Sonstige Ichthyosis congenita

2. Ursache

SPINK5 kodiert den Serinproteaseinhibitor LEKTI. Durch LEKTI werden in vitro verschiedene Serinproteasen wie Plasmin, Trypsin, Subtilisin A, Cathepsin G und Elastase inhibiert. Der Gendefekt könnte daher zu einer vermehrten Aktivität dieser Serinproteasen führen. In vivo sind wahrscheinlich die Kallikrein-abhängigen Peptidasen KLK5, KLK7 und KLK14 von der mangelnden Hemmung betroffen. Diese Enzyme sind in verschiedene Aspekte des epidermalen Remodelling involviert, u.a. in die Desquamation und den Abbau von Lipidhydrolasen.

3. Erbgang

Der Gendefekt wird autosomal-rezessiv vererbt.

4. Symptome

Die Symptome bestehen entweder schon bei Geburt oder beginnen in den ersten 3 Lebensmonaten. Charakteristisch ist eine generalisierte Erythrodermie mit exfoliativer Schuppung. Das klinische Bild ähnelt einer schweren atopischen Dermatitis. Die Symptomatik kann lebenslang persistieren oder bei milderem Verlauf in eine Ichthyosis linearis circumflexa übergehen. Weitere Hautsymptome sind:

Assoziiert mit den Hautsymptomen sind häufig Enteropathien und Immundefekte. Die Erkrankung kann zu Gedeihstörungen verbunden mit milder Wachstumsretardierung führen.

Das IgE im Blutserum ist in der Regel deutlich erhöht.

5. Komplikationen

Mögliche Komplikationen sind Dehydratation, rezidivierende Infekte, Malabsorptionssyndrom mit Diarrhö und Superinfektionen mit Septikämie. Das 1. Lebensjahr ist dabei die kritischste Phase, danach überleben die meisten Kinder.

6. Diagnostik

Die Diagnose wir durch molekulargenetischen Nachweis der Mutation gestellt.

7. Therapie

Zur Zeit (2020) gibt es keine Kausaltherapie, die Behandlung ist rein symptomatisch.

Die Gabe von intravenösen Immunglobulinen kann die Häufigkeit von Infektionen vermindern und im Einzelfall auch die Hautsymptomatik verbessern. Sie trägt dadurch zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität bei. Die genauen Ursachen dieses Effekts sind jedoch noch nicht geklärt.

Rückfettende und feuchtigkeitsspendende Externa können die Schuppen- und Rissbildung der Haut reduzieren. Durch die Anwendung von Tacrolimus lassen sich ebenfalls positive Effekte erzielen. Der Flüssigkeitsverlust über die Haut sollte durch adäquate Flüssigkeitsgabe kompensiert werden. Da auch Eiweiß verloren geht, ist eine proteinreiche Ernährung der betroffenen Kinder sinnvoll.

Stichworte: Dermatose, Genodermatose
Fachgebiete: Dermatologie

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