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Morbus Poncet

nach Antonin Poncet (1849-1913), französischer Chirurg
Englisch: Poncet's disease

1. Definition

Als Morbus Poncet bezeichnet man eine parainfektiöse Arthritis im Rahmen einer Tuberkulose.

2. Geschichte

Der Morbus Poncet wurde 1897 erstmalig vom französischen Chirurgen Antonin Poncet beschrieben.

3. Epidemiologie

Es handelt sich um eine seltene Begleiterscheinung der Tuberkulose. Inzidenzdaten sind nicht bekannt, es finden sich nur einige hundert Fallbeschreibungen.[1]

4. Ätiologie und Pathogenese

Der Morbus Poncet zeigt sich häufiger bei extrapulmonalen Verläufen (z.B. Lymphknotentuberkulose) und ist mit anderen immunologischen Begleiterscheinungen (z.B. Erythema nodosum, Tuberkuliden, Keratokonjunktivitis phlyctaenulosa) assoziiert. Bei etwa 20-30% der Patienten lässt sich die MHC-I-Genvariante HLA-B27 nachweisen.[2]

Die Pathogenese ist nicht vollständig geklärt. Es handelt sich wahrscheinlich um eine immunologische Kreuzreaktion. Eine strukturelle Analogie von Mykobakterien-Antigenen mit Knorpelanteilen wurde nachgewiesen. Auch Ablagerungen von Immunkomplexen oder synoviale T-Zell-Reaktionen werden diskutiert.[1]

Eine dem Morbus Poncet ähnliche reaktive Arthritis findet sich bei etwa 0,5 bis 1 % der Blasen-Instillationstherapien mit Bacillus Calmette-Guérin, hier wird eine ähnliche Pathogenese vermutet.

5. Klinik

Der Morbus Poncet äußert sich in Form einer nicht-erosiven, nicht deformierenden Oligo- oder Polyarthritis. Dabei sind hauptsächlich große Gelenke betroffen, insbesondere:

Das Axialskelett sowie die Iliosakralgelenke (ISG) sind nicht involviert.

Abgesehen von Symptomen der Tuberkulose selbst und den assoziierten Begleitreaktionen (s.o.) treten keine extraartikulären Manifestationen auf.

Die Arthritis bildet sich unter Tuberkulostatikatherapie binnen weniger Wochen zurück und zeigt keine Chronifizierungstendenz.

6. Diagnostik

Es handelt sich primär um eine klinische Diagnose in Zusammenschau mit der Tuberkulosediagnostik. Eine eventuell durchgeführte Gelenkpunktion erbringt ein steriles Punktat.

Diagnostische Kriterien wurden von Sharma et al. vorgeschlagen, sie umfassen:[3]

Kategorie Kriterien
Kernkriterien
  • nichterosive, nichtdeformierende Arthritis
Hauptkriterien
  • Diagnosestellung einer nicht-artikulären Tuberkulose
  • Ansprechen auf Antituberkulotika
Nebenkriterien
  • positiver Tuberkulintest
  • assoziierte Hypersensitivitätsphänomene, z.B. Erythema nodosum, Tuberkulide, Keratokonjunktivitis phlyctaenulosa
  • Fehlende Beteiligung von ISG oder Axialskelett

Die Kriterien werden wie folgt bewertet:

  • sichere Diagnose: Kernkriterien und beide Hauptkriterien zutreffend
  • Diagnose wahrscheinlich: Kernkriterien, ein Haupt- und drei Nebenkriterien zutreffend
  • Diagnose möglich: Kernkriterien, ein Haupt- und zwei Nebenkriterien oder Kernkriterien und drei Nebenkriterien zutreffend

Ein zusätzliches Indiz ist das gute Ansprechen auf antituberkulöse Medikamente.

7. Differenzialdiagnostik

Der Morbus Poncet muss von einer tuberkulösen Arthritis abgegrenzt werden, bei sich der Erreger im Gelenkpunktat nachweisen lässt. Hierbei handelt es sich jedoch pathohistologisch um eine granulomatöse Monarthritis.

8. Therapie

Der Morbus Poncet bildet sich unter tuberkulostatischer Behandlung vollständig zurück.

9. Einzelnachweise

Stichworte: Arthritis, Eponym, Gelenke
Fachgebiete: Rheumatologie

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