Lymphographie
Synonyme: Lymphografie, Lymphangiographie
Englisch: lymphography
Definition
Die Lymphographie ist ein strahlendiagnostisches Verfahren zur Darstellung von Lymphgefäßen und Lymphknoten. Dazu wird ein öliges Kontrastmittel in ein, durch s.c. Farbstoffapplikation sichtbar gemachtes, Lymphgefäß injiziert. Im Gegansatz zur Lymphszintigraphie zeichnet sich die Lymphographie durch die röntgenographische Darstellung der Lymphbahnen aus. Man kann zwischen einer direkten und einer indirekten Lymphographie unterscheiden.
Vorbereitung
Der Patient sollte grundsätzlich nüchtern (Gefahr einer anaphylaktischen Reaktion auf den Farbstoff oder Kontrastmittel) zur Untersuchung kommen und auf eine lange Liegedauer hingewiesen werden.
Direkte Lymphographie
Vorerst wird nach Lokalanästhesie durch eine kleine Hautinzision ein Lymphgefäß dargestellt und angeschlungen. Anschließend wird mit einer feinen Kanüle punktiert und ein Farbstoff oder öliges Röntgenkontrastmittel in die Lymphbahn abgegeben. Die Röntgenuntersuchung wird in der Regel gleich im Anschluss sowie 24h später vorgenommen.
Indirekte Lymphographie
Ein Farbstoff (z.B. Patentblau, Tusche) wird intrakutan injiziert und gelangt schließlich durch Erhöhung des interstitiellen Drucks in die Lymphgefäße. Danach wird unter Lokalanästhesie langsam öliges Kontrastmittel in ein nun eingefärbtes Lymphgefäß injiziert. Danach kann das Stromgebiet der Lymphe in verschiedenen Röntgenaufnahmen dargestellt werden.
Indikationen
- Lymphabflusstörungen (Lymphozele, chylöser Pleuraerguss, st. p. Verletzung der großen Lymphbahnen)
- Lymphgefäßhypoplasien
- Systemerkrankungen, Lymphome (Hodgkin-Lymphom)
- Hodentumore
Kontraindikationen
- Erkrankungen der Lunge (z.B. st. p. Lungenembolie, obstruktive oder restriktive Ventilationsstörungen, pulmonale Infiltrate)
- relativ: vorangegangene Bestrahlung der Lymphknoten
Komplikationen
- anaphylaktische Reaktionen
- Ölembolie (über den dct. thoracicus gelangt immer etwas Öl über das Venensystem in den Lungenkreislauf, das die Kapillaren verlegen kann und zur respiratorischen Insuffizienz führt)
- Persistenz einer Blaufärbung an der Injektionsstelle
- Graue Verfärbung der Gesichtshaut
- Grünfärbung des Urins (reversibel)
- trockener Reizhusten
- erhöhte Temperatur
- lokale Wundheilungsstörungen
Vorteile
- genauere Diagnostik als Computertomographie und Ultraschall (hier nur Größenbeurteilung möglich)
- Beurteilung von Strukturen (Speichermuster) im Lymphknoten möglich, dadurch genauere Dignitätsbeurteilung und Verlaufskontrolle
- Früherkennung von Lymphknotenmetastasen bei noch nicht vergrößerten Lymphknoten möglich (Speicherdefekte, unregelmäßige Struktur)
Nachteile
- nur mehr selten durchgeführtes Verfahren, deshalb wenige Untersucher, die die Technik beherrschen
- aufwändige Untersuchung
- nur Darstellung retroperitonealer Lymphbahnen, nicht aber mediastinaler oder viszeraler Knoten möglich
- viele Fehlerquellen, deshalb nur bedingte Aussagekraft