Liquorshunt
Synonyme: Cerebralshunt, Hirnwasser-Shunt (umgangssprachlich)
Englisch: CSF-shunt
Definition
Unter einem Liquorshunt versteht man eine chirurgisch geschaffene Verbindung (Shunt) zwischen dem Ventrikelsystem des Gehirns und anderen Körperhöhlen bzw. Hohlorganen. Sie dient der permanenten Ableitung des Liquors.
Indikation
Eine permanente Liquordrainage wird bei einem Hydrozephalus angewendet, um der fortschreitenden Erweiterung der Ventrikel und einer Steigerung des intrakraniellen Drucks entgegenzuwirken. Treten keine Komplikationen auf, kann ein solcher Shunt theoretisch lebenslang einliegen.
Aufbau
Üblicherweise besteht ein Shuntsystem aus einem im Ventrikel einliegenden Silikonschlauch (Ventrikelkatheter), einem Ventil und einem distalen Katheter, der getunnelt durch das Unterhautgewebe verläuft und in eine Körperhöhle mündet. Einzelne Systeme unterscheiden sich in der Art des verwendeten Ventils und dessen Programmierbarkeit.
Ventiltypen
- Fest eingestelltes Ventil: verhindert den Liquorrückfluss, die Druckstufe ist nicht veränderbar
- Einstellbares Ventil: verhindert den Liquorrückfluss und ermöglicht die magnetgesteuerte Regulation des Liquorabflusses über eine Änderung der Druckstufe (d.h. der Öffnungsdruck kann individuell angepasst werden)
- Gravitationsventil: der Öffnungsdruck kann an die Körperposition (stehend, liegend) angepasst werden
Beispiele
- Ventrikulo-peritonealer Shunt (VP-Shunt)
- Ventrikulo-atrialer Shunt (VA-Shunt)
- Ventrikulo-pleuraler Shunt (VPL-Shunt)
- Lumbo-peritonealer Shunt (LP-Shunt)
Komplikationen
Während die operative Anlage recht risikoarm ist, zeichnen sich Liquorshunts im weiteren Verlauf durch eine vergleichsweise hohe Komplikationsrate aus: In ca. 50 % der Fälle ergeben sich bei pädiatrischen Patienten innerhalb von zwei Jahren interventionsbedürftige Probleme.[1] Zu den typischen Komplikationen gehören:
- Fehlerhafte Platzierung oder Dislokation des Ventrikelkatheters
- Shuntinfektionen (meistens aufgrund von intraoperativer Kontamination durch Keime der Hautflora, wie koagulase-negative Staphylokokken)
- Überdrainage: übermäßiger Liquorabfluss durch Druckänderung im Stehen
- Unterdrainage: verminderter Liquorabfluss mit konsekutiver Hirndrucksteigerung
- fehlerhafte Druckeinstellung des Ventils
- Obstruktion des Shuntsystems (z.B. durch Gewebereste des Plexus choroideus)
- Materialversagen, Dislokation oder Diskonnektion von distalen Katheteranteilen (z.B. bei Kindern im Rahmen des Wachstums)
Quellen
- ↑ Hanak et al: Cerebrospinal Fluid Shunting Complications in Children Pediatr Neurosurg. 2017