Kalkaneusfraktur
Synonym: Calcaneusfraktur, Fersenbeinfraktur
Definition
Unter der Kalkaneusfraktur versteht man einen Knochenbruch im Bereich des Kalkaneus. Sie gehört zur Gruppe der Fußfrakturen.
Epidemiologie
Kalkaneusfrakturen sind eher seltene Frakturen. Sie machen ungefähr zwei Prozent aller Frakturen aus.
Ätiopathogenese
Kalkaneusfrakturen entstehen bei großer Krafteinwirkung, vor allem bei Stürzen aus großer Höhe sowie bei Verkehrsunfällen. In fünfzehn Prozent der Fälle kommt es zu bilateralen Frakturen, in dreißig Prozent der Fälle werden Begleitverletzungen im Bereich der Wirbelsäule.
Die Fußstellung zum Zeitpunkt des Unfalls, die Richtung der Kraft sowie der Kalksalzgehalt entscheiden über den Verlauf der Frakturlinie.
Eine Abrissfraktur entsteht durch starken Zug der Achillessehne, sie wird auch als Entenschnabelbruch bezeichnet. Ein Supinationstrauma führt zu Frakturen des Processus anterior oder auch zur Impressionsfraktur im Bereich der kuboidalen Gelenkfläche.
Eine axiale Krafteinwirkung (z.B. beim Sturz aus großer Höhe), bei der der Processus fibularis des Talus als Meißel wirkt, führt zu einer intraartikulären Fraktur. Dabei entstehen ein superomediales und ein posterolaterales Frakturfragment.
Sekundärfrakturen sind durch weitere Krafteinwirkung möglich. Bei der Fraktur vom tongue-typ verläuft die Frakturlinie horizontal durch den Tuber calcanei, während die Fraktur vom joint-depression-typ, eine Impressionsfraktur, durch einen kranialen Verlauf der Frakturlinie hinter der posterioren Facette imponiert.
Klinik
Diagnostik
Anamnese, Klinik und Unfallmechanismus können auf die Diagnose hinweisen. Die Überprüfung von Durchblutung, Motorik und Sensibilität sollte nicht vergessen werden. Auf knöcherne Begleitverletzungen im Bereich des Femurs, des Beckens und der Wirbelsäule sollte geachtet werden.
Anhand von Röntgenbildern kann die Diagnose gesichert werden. Zusätzlich wird in der Regel ein koronares und ein axiales Computertomogramm angefertigt.
Der so genannte Böhler-Winkel (Tubergelenkwinkel) beschreibt den Winkel zwischen einer Linie entlang der Oberkante des Tuber calcanei und der Oberkante des Corpus calcanei. Er beträgt normalerweise 20-40°. Bei einer Kompression kann es zu einer Abflachung des Winkels bis zu negativen Werten kommen. Durch eine operative Therapie soll der Böhler-Winkel wiederhergestellt werden.
Therapie
Konservative Therapie
Eine konservative Therapie ist bei nicht dislozierten Frakturen, bei extraartikulären Frakturen ohne ausgeprägte Fehlstellung sowie bei reduziertem Allgemeinzustand möglich.
Die konservative Therapie besteht in der Hochlagerung des Fußes, bis die Schwellung zurückgegangen ist. Anschließend erfolgt eine frühfunktionelle Behandlung.
Semioperative Therapie
Eine semioperative Therapie wird bei instabilem Rückfuß durchgeführt, wenn eine Operation kontraindiziert ist. Nach der perkutanen Versorgung mit Spickdrähten erfolgt zunächst eine Entlastung über sechs Wochen, die von einer Teilbelastung gefolgt wird.
Operative Therapie
Eine operative Therapie ist bei intraartikulären Frakturen sowie bei extraartikulären Frakturen mit ausgeprägter Fehlstellung indiziert. Dabei erfolgt eine Versorgung der Fraktur durch eine Plattenosteosynthese und ggf. auch durch eine Unterfütterung mit Spongiosa.
Prognose
Viele Patienten entwickeln eine Arthrose im Bereich des Subtalargelenks.