Halsvenenstauung
Synonyme: Jugularvenenstauung, Halsvenenstau
Englisch: jugular vein distention, JVD
Definition
Als Halsvenenstauung, kurz JVD, bezeichnet man eine Stauung der Jugularvenen. Die Halsvenenstauung entspricht einem erhöhten Jugularvenendruck (JVP) und ist Zeichen einer oberen Einflussstauung.
Physiologie
Da die Vena jugularis interna kontinuierlich in die Vena cava superior übergeht, ist sie eine Art "Manometer", das den Füllungszustand des venösen Systems bzw. den Druck im rechten Herzvorhof widerspiegelt. Die Flüssigkeitssäule in der Vena jugularis interna entfaltet dabei den herznahen Teil des Gefäßes. Die Grenze zwischen dem kranial kollabierten und kaudal entfalteten Gefäß fungiert dann als Pegelstand, der sich von außen ablesen lässt.
In aufrechter Körperposition sind die Halsvenen unter normalen Bedingungen kollabiert und daher nicht sichtbar, in liegender Position in unterschiedlichem Ausmaß gefüllt. Wählt man eine Körperposition dazwischen, nimmt der Meniskus der Flüssigkeitssäule eine Position zwischen der Clavicula und dem Unterkiefer ein.
Ursachen
- Rechtsherzinsuffizienz
- Hypervolämie
- retrosternale Struma
- Thrombose der Vena cava superior
- Mediastinaltumor
- Spannungspneumothorax
- Perikardtamponade
Zu einer vorübergehenden Halsvenenstauung kommt es durch Erhöhung des intrathorakalen Drucks auch bei schwerer körperlicher Anstrengung (z.B. Gewichtheben).
Diagnostik
Die Überprüfung einer Jugularvenenstauung ist ein wichtiges diagnostisches Instrument bei Herz- und Lungenkrankheiten, um den zentralvenösen Druck nichtinvasiv ohne Hilfe eines Rechtsherzkatheters abzuschätzen.
Vorgehen
Der Patient wird in Oberkörperhochlagerung in einem Winkel von 45 bis 60° eingestellt. Den Kopf bringt man in leichte Reklination. In dieser Position wird zunächst der Füllungszustand der Vena jugularis externa beurteilt. Dann wird entlang der Oberfläche des Musculus sternocleidomastoideus nach Pulsationen der Vena jugularis interna gesucht. Das gelingt am besten, wenn der Hals tangential von der Seite her betrachtet wird. Beim Gesunden steigt die Gefäßfüllung vertikal nicht höher als 4 cm über den Angulus sterni.
Mit einem tangential angehaltenen Penlight lässt sich der Füllungszustand des Gefäßes noch besser beurteilen.
Intraorale Inspektion
Bei starker Halsvenenstauung können auch die Venen am Zungengrund (Venae sublinguales) gestaut sein.
Literatur
- Michael JS et al.: The jugular venous pressure revisited Cleve Clin J Med. 2013 Oct; 80(10): 638–644. doi: 10.3949/ccjm.80a.13039 PMCID: PMC4865399 PMID: 24085809