Internukleäre Ophthalmoplegie
Synonym: Ophthalmoplegia internuclearis
Englisch: internuclear ophthalmoplegia
Definition
Der Begriff internukleäre Ophthalmoplegie, kurz INO, bezeichnet eine durch Läsion des Fasciculus longitudinalis medialis hervorgerufene externe Ophthalmoplegie.
ICD10-Code: H51.2
Ätiologie
Ursächlich für eine Läsion des medialen Längsbündels können sein:
- Multiple Sklerose, häufigste Ursache bei jüngeren Patienten[1]
- hämorrhagischer oder ischämischer mesencephaler Insult, häufigste Ursache bei älteren Patienten (>60J)[1]
- Tumoren
- Abszess
- Wernicke-Enzephalopathie und
- Enzephalitiden
- Trauma
Pathophysiologie
Die Symptomatik der INO betrifft die horizontalen Blickbewegungen, wobei die reziproke internukleäre Faserverbindung zwischen dem Nucleus nervi abducentis (VI) und dem kontralateralen Nucleus nervi oculomotorii (III) betroffen ist. Bei einseitiger Läsion tritt eine isolierte Adduktionsschwäche des ipsilateralen Auges auf, da die Verschaltung auf das den Musculus rectus medialis innervierende Motoneuron im Nucleus nervi oculomotorii gestört ist. Eine Abduktion des Auges der betroffenen Seite ist in der Regel weiterhin möglich, da die Innervation des Musculus rectus lateralis durch den Nervus abducens nicht betroffen ist.
Oft erfolgt kompensatorisch ein Nystagmus des abduzierten (kontralateralen) Auges. Die Konvergenzreaktion ist aufgrund der Ansteuerung durch präokulomotorischer Zentren unbeeinträchtigt.
Bei einer beidseitigen INO besteht die Adduktionsschwäche jeweils für beide Augen.
Symptomatik
- Ipsilaterale Adduktionsstörung
- Kontralateraler Abduktionsnystagmus
- erhaltene Konvergenzreaktion
Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt durch Überprüfung von
- Abduktions- und Adduktionsfähigkeit durch Folgebewegungen und
- der Konvergenzreaktion.
Zusätzlich zum Blickdefizit lässt sich ein dissoziierter Blickfolgenystagmus bei Seitblick beobachten (d.h. ein solcher mit höherer Amplitude auf der gesunden, abduzierenden Seite).[2]
Zur Ursachenabklärung sind bildgebende Verfahren (MRT) und eine weiterführende neurologische Diagnostik (z.B. Lumbalpunktion) unerlässlich.
siehe auch: Nervus oculomotorius, Nervus abducens
Literatur
- Virgo et al: Internuclear ophthalmoplegia Practical Neurology, 2017
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Strupp: "Zentrale Augenbewegungsstörungen und Nystagmus - Blick in Hirnstamm und Kleinhirn" Deutsches Ärzteblatt International, 2011
- ↑ Neugebauer et al.: "Dissoziierter Nystagmus im Seitblick - Das wegweisende Symptom zur Diagnose einer internukleären Ophthalmoplegie (INO)" HNO, 2004.
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