Hypogalaktie (Pferd)
Synonyme: Milchmangel, unzureichende Milchbildung, ungenügende Milchbildung
Definition
Ätiologie
Zur ungenügenden Milchbildung kommt es v.a. im Zusammenhang mit Frühgeburten sowie bei Stuten, die nicht ausreichend auf die Geburt vorbereitet wurden. Selten sind auch Stuten betroffen, die termingerecht abfohlen.
Eine mangelhafte Fütterung während der Trächtigkeit kann ebenso zu einer Hypogalaktie führen. In seltenen Fällen führen auch entzündliche Erkrankungen des Euters (Mastitis) zum Sistieren der Milchproduktion.
Pathogenese
Bei Frühgeburten ist die Mammogenese (Anbildung des Euters) sowie Laktogenese (Produktion der Milch) noch nicht vollständig abgeschlossen, sodass zum Zeitpunkt des Abfohlens das Euter noch nicht für eine adäquate Laktation vorbereitet ist.
Kommt es hingegen bei hochtragenden Stuten zu einer Energieunterversorgung, wird reflektorisch vermehrt endogenes PGF2α sezerniert, sodass eine vorzeitige Geburt ausgelöst wird. Da zu diesem Zeitpunkt die Euteranbildung ebenfalls noch nicht abgeschlossen ist, ist die Milchmenge und -zusammensetzung unzureichend.
Klinik
Betroffene Stuten haben ein schlaffes Euter, aus dem sich entweder kein oder nur wenig seröses bis molkiges Sekret abmelken lässt.
Eine ungenügende Versorgung mit hochwertigem Kolostrum führt bei Fohlen zu typischen Symptomen (FPT). Aus diesem Grund sind Fohlen von betroffenen Stuten postnatal unbedingt mit Immunglobulinen (IgG-Transfusion) zu versorgen, um lebensbedrohlichen Erkrankungen vorzubeugen.
Diagnose
Die Diagnose wird sowohl adspektorisch als auch palpatorisch (Melkversuche) gestellt. Um eine Mastitis auszuschließen, kann eine bakteriologische Untersuchung des weitgehend steril abgemolkenen Sekrets durchgeführt werden.
Therapie
Bei Stuten, die an Hypogalaktie leiden, muss eine regelmäßige Stimulation des Euters erfolgen. Auf diese Weise kann innerhalb von bis zu drei Tagen die Laktation noch einsetzen bzw. die Milchleistung deutlich gesteigert werden. Damit dieser Prozess unterstützt wird, ist das Fohlen in kurzen Abständen an das Euter zu führen. Gleichzeitig sollte das Euter händisch massiert werden.
Parallel dazu ist eine medikamentöse Stimulation der Milchproduktion zu empfehlen. Damit eine rasche Zunahme der Milchleistung erreicht wird, muss die Prolaktinfreisetzung aus der Hypophyse erhöht und damit auch die Laktation endogen stimuliert werden. Hierfür kann die endogene Prolaktinsekretion mit Dopaminantagonisten getriggert werden. Der Einsatz von Sulpirid (1 mg/kgKG SID bis BID p.o. für sechs Tage) erzielt bei Stuten gute Effekte.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3
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