Echinococcus granulosus
Synonym: Hundebandwurm
Definition
Echinococcus granulosus ist ein kleiner Parasit, der zu den Helminthen (Würmern) zählt. Genauer ist er in die Klasse der Cestodes, also der Bandwürmer einzuordnen.
Morphologie
Echinococcus granulosus ist etwa 3-6 mm lang und hat nur 3-4 Proglottiden (Bandwurmglieder). Die letzte Proglottide ist rund 2 mm lang und enthält in ihrem Inneren einige hundert Eier. Der Wurmkopf (Skolex) hat vier Saugnäpfe und einen kontraktilen Fortsatz, das Rostellum.
Epidemiologie
Echinococcus granulosus kommt vor allem in Griechenland und an der dalmatinischen Küste vor, jedoch ist er auch außerhalb dieser Gebiete weit verbreitet. In feuchtem Milieu sind die Eier des Hundebandwurms lang überlebensfähig und können sogar überwintern.
Entwicklungszyklus
Der Hauptwirt des Echinococcus granulosus ist – wie der Name schon sagt – der Hund. Man begegnet ihm aber auch in anderen Carnivoren wie Wölfen, Füchsen oder Katzen. Der Hundebandwurm kommt im Endwirt in sehr großer Zahl (bis zu 100.000 und mehr) vor.
Im Menschen siedeln sich nur die Larven (Finnen) des Hundebandwurms an, nicht der ausgewachsene Wurm selbst. Er fungiert als Zwischenwirt und ist ein sogenannter Fehlwirt. Normale Zwischenwirte sind Rinder, Schafe oder Schweine, die die Wurmeier mit dem Kot von Hunden, also über kontaminiertes Futter, aufnehmen. Im Darm des Zwischenwirts schlüpfen die Sechshakenlarven (Onkosphären) und gelangen nach Durchdringen der Darmwand in andere Organe.
Hier bilden sich die charakteristischen Hydatidenzysten: große, immer weiter wachsende Blasen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind und das umliegende Gewebe verdrängen. Diese Blasen sind mit einer Keimschicht ausgekleidet, in der sich die Finnen – die eigentlich infektiösen Larven – entwickeln. Die Larven gelangen zurück zum Hauptwirt, dem Hund, wenn dieser die Schlachtabfälle infizierter Tiere frisst.
Infektion
Der Mensch kann sich durch den Verzehr von kontaminierten Pilzen oder Waldbeeren infizieren. Selten können auch Ernteprodukte aus dem eigenen Garten zur Infektion führen, wenn ihnen Eier des Hundebandwurms anhaften. Eine Schmierinfektion durch Kontakt mit Waldboden oder Erdreich ist ebenfalls eine mögliche Infektionsquelle.
Siedlungsgebiete können kontaminiert sein, wenn Füchse in ihnen auftreten. Auch Hunde und Katzen, die infizierte Mäuse gefressen haben, können Eier ausscheiden und dadurch Menschen, die mit ihrem Kot oder kaum wahrnehmbaren Spuren davon in Kontakt kommen, infizieren.
Die Inkubationszeit kann 6 Monate bis mehrere Jahre betragen.
Klinik
Das Krankheitsbild wird insgesamt als "Zystische Echinokokkose" bezeichnet. Meist bilden sich die charakteristischen Zysten in der Leber, oft auch in der Lunge. Seltener sind das Bauchfell (Peritoneum), Milz, Nieren, Muskulatur, Knochen und ZNS betroffen.
Die Ausbildung der Hydatide verläuft langsam, über mehrere Jahre hinweg. Somit bleibt eine Erkrankung über lange Zeit hinweg unauffällig, bis sich uncharakteristische Oberbauchbeschwerden (bei Leberbefall) oder Reizhusten und Druckschmerzen (bei Lungenbefall) ausbilden. Oft kommt es nach einigen Jahren zum Absterben der Bandwürmer und die Hydatide verkalkt.
Eine Gefahr stellt das Reißen einer Echinococcus-Blase dar, da die austretende Flüssigkeit zu einem anaphylaktischen Schock führen kann. Außerdem werden extrem viele neue Larven ausgeschwemmt, was zur Bildung neuer Zysten führt.
Diagnostik
- Bildgebende Verfahren: Verdachtsdiagnose
- Serologische Untersuchungen:
- ELISA
- indirekte Immunfluoreszenz
- Immunelektrophorese
- Nachweis von IgE (parasitenspezifisch)
Therapie
Die Therapie besteht in der radikalen operativen Enfernung der Hydatide. Wenn eine Operation nicht möglich ist, sollte eine Chemotherapie (z.B. mit Mebendazol oder Albendazol) durchgeführt werden.
Prophylaxe
Die Eier des Hundebandwurms werden durch Erhitzen mit mindestens 70° C über mehrere Minuten inaktiviert.[1] Kochen tötet den Erreger umgehend. Die Wurmeier sind jedoch äußerst kälteresistent. Sie überstehen das Tiefkühlen (-18° C) im haushaltsüblichen Gefrierschrank mehrere Monate. Erst durch Temperaturen von -70° C bis -80° C können sie deaktiviert werden.[2]
Schlachtabfälle oder rohes Fleisch, die als Hunde- oder Katzenfutter vorgesehen sind, sollten durchgekocht werden, um die eventuell darin enthaltenen Hundebandwurmlarven abzutöten. Hunde und Katzen sollten regelmäßig entwurmt und nicht ins Bett gelassen werden. Nach körperlichem Kontakt mit Hunden oder Katzen sollte man die Hände gründlich waschen.
Gesammelte Waldfrüchte und Pilze, aber auch die Ernte aus dem eigenen Garten sollte man gründlich waschen, besser aber ausreichend erhitzen, um eventuell darin enthaltene Hundebandwurmeier abzutöten.
Eine weitere Vorbeugemaßnahme ist, den intensiven Kontakt mit Waldboden oder Erdreich zu vermeiden. Nach einem Aufenthalt im Wald oder Garten sollte man die Hände gründlich waschen und das Schuhwerk vor Betreten der Wohnung ausziehen. Ungewaschene Hände stellen eine mögliche Infektionsquelle dar.
Quellen
- ↑ Website der Universität Würzburg
- ↑ Tsieh Sun: Progress in Clinical Parasitology, Band 4
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