Harnsteinleiden bei Kindern
Synonym: Urolithiasis
Definition
Ätiologie
Im Kindesalter gibt es drei Hauptursachen für die Bildung von Harnsteinen. Eine Ursache sind Harnwegsinfektionen. Sie bilden mit 70-90% neben den Fehlbildungen (Anomalien) mit 75-80% die häufigste Ursache für Harnsteine im Kindesalter. Eine dritte Ursache der Harnsteinbildung sind Stoffwechselstörungen. Man spricht auch von metabolischen Ursachen, welche mit 25-55% zu Buche schlagen. Vor allem genetisch bedingte Stoffwechselstörungen treten mit Harnsteinleiden in Erscheinung. Zu diesen gehören die Zystinurie, die primäre Hyperoxalurie, die renal-tubuläre Azidose als auch die idiopathische Calciumoxalat-Urolithiasis. Während die ersten beiden autosomal-rezessiv vererbt werdeb, werden die beiden letztgenannten Erkrankungen autosomal-dominant vererbt. Bei einer geringen Anzahl von Kindern, die aufgrund von Knochenbrüchen immobil sind, kommt es ebenfalls zu Harnsteinbildungen.
Symptomatik
Je jünger das Kind umso unspezifischer sind die Beschwerden. Kleinkinder sind aufgrund ihrer kognitiven Reife noch nicht in der Lage, Schmerzen zu lokalisieren, so dass der Schmerzfokus fasst immer im Bauch angegeben wird. Dies stellt den Kinderarzt vor besondere Herausforderungen und erfordert die enge Kooperation mit den Eltern. Die typischen kolikartigen Schmerzen wie man sie bei der Nephrolithiasis des Erwachsenen kennt, treten bei Kindern nur selten auf. Die Kinder hingegen fallen häufig mit Erbrechen, Inappetenz (Appetitlosigkeit) und diffusen Bauchschmerzen auf. Zudem kann eine Hämaturie oder ein Harnwegsinfekt vorliegen. Bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten sollte ein Harnstein ausgeschlossen werden.
Diagnostik
Wichtig in der Diagnostik des Harnsteinleidens ist die Anamnese, die sich vor allem auf die Eltern stützt. Neben den typischen Fragen nach dem Verhalten des Kindes, der Schmerzausprägung und den aufgefallenen Veränderungen sind Fragen nach Erkrankungen innerhalb der Familie unabdingbar. Eine Vielzahl von Nierenerkrankungen , die erblich bedingt sind, führen zu Harnsteinleiden und können nur durch gezieltes Nachfragen der Eltern herausgefunden werden. Die Frage nach einer längeren Immobilisation ist ebenso notwendig, da auch diese, wenn auch selten, zu Harnsteinen führen kann. Laborchemisch müssen Stoffwechselerkrankungen ausgeschlossen werden und die Retentionsparameter ( Nierenwerte) überprüft werden. Ebenso müssen andere Laborparameter hinzugezogen werden, die die uncharakteristische Symptomatik erklären könnten. Sonographisch können sich sowohl die Harnsteine als auch ein konsekutiver Aufstau des Nierenbeckens zeigen.
Therapie
Die Therapie des Harnsteinleidens bei Kindern fusst auf zwei Säulen. Zum einen muss das Harnsteinleiden behoben werden. Zum anderen muss die Ursache therapiert werden. Liegt zum Harnsteinleiden eine anatomische Fehlbildung vor, ist ein operatives Vorgehen indiziert. Liegt dies nicht vor, muss klar abgewogen werden, ob eine interventionelle Steintherapie oder eine Operation durchgeführt wird. Gleich der Operation bedarf auch die interventionelle Steintherapie mit ihren verschiedenen Methoden bei Kindern einer Vollnarkose. Und bei Fehlschlagen muss meist dennoch auf die Operation zurückgegriffen werden. Abhängig ist die Wahl des Verfahrens auch von der Art des Harnsteins. So gibt es Steine, wie zum Beispiel Zystinsteine, die mit einer ESWL nur schwer zu zertrümmern sind.