Zervikalstütze
Synonyme: Stiffneck, Halswirbelsäulenimmobilisationskragen, Halskrause, HWS-Immobilisationskragen
Definition
Die Zervikalstütze, häufig auch Stiffneck genannt, dient zur Stabilisierung (Immobilisation) der Halswirbelsäule und wird bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung bereits vom Rettungsdienst am Unfallort angelegt.
Notfallmedizin
Ob und wann die Anlage einer Zervikalstütze indiziert ist, lässt sich aus den NEXUS-Kriterien und der Canadian-C-Spine-Rule ableiten. Sie können durch die Harbour-View-Kriterien ergänzt werden.
Als erstes muss die Länge des Halses abgemessen werden. Dazu wird die Distanz vom Kinn bis zur Schulter in Querfingern bestimmt. Danach wird die Zervikalstütze eingestellt und vorsichtig an den – im Idealfall bereits manuell stabilisierten – Hals angelegt. Es gibt verschiedene Produktvarianten für Kinder und Erwachsene. Beide sind in ihrer Größe verstellbar.
Die alleinige Anlage einer Zervikalstütze stellt keine ausreichende Immobilisation für die Halswirbelsäule dar und sollte daher durch eine vollständige Wirbelsäulenimmobilisation ergänzt werden. Es konnte gezeigt werden, dass bei einer Ganzkörperimmobilisation der zusätzliche Nutzen einer Zervikalstütze keinen weiteren Vorteil erbringt.[1]
Kontraindikationen
Ein Schädel-Hirn-Trauma ist eine relative Kontraindikation für die Anlage einer starren Zervikalstütze. Der Grund dafür ist ein möglicher Anstieg des intrakraniellen Drucks (ICP) durch die Anlage der Zervikalstütze.[2]
siehe auch: Philadelphia-Halskrawatte
Evidenz
In der Literatur existieren unterschiedliche Empfehlungen zur Anwendung einer Zervikalstütze.
In einer aktuellen dänischen Leitlinie wird für die Anlage einer Zervikalstütze bei Erwachsenen nur eine schwache Empfehlung ausgesprochen. Als Begründung wird aufgeführt, dass verschiedene Hinweise auf mögliche schädliche Nebenwirkungen existieren und Studien fehlen, die einen positiven Effekt auf neurologische Ergebnisse und das Überleben belegen.[3]
In den 2023 veröffentlichten Handlungsanweisungen für den Rettungsdienst der Bundeshauptstadt Berlin wird darauf hingewiesen, dass Zervikalstützen nur kurzfristig bzw. überbrückend zum Einsatz kommen sollen, wenn eine Immobilisierung mit Kopffixierungsmaßnahmen noch nicht möglich ist.[4]
Zunehmend zeigt sich in mehreren Ländern ein Rückgang der Anwendung von Zervikalstützen aufgrund der aktuellen Studienlage.[5]
Quellen
- ↑ Holla M. Value of a rigid collar in addition to head blocks: a proof of principle study, Emerg Med J. 2012
- ↑ Kreinest et al. Präklinische Immobilisation der Wirbelsäule, Notfall + Rettungsmedizin, 2016
- ↑ Maschmann et al. New clinical guidelines on the spinal stabilisation of adult trauma patients – consensus and evidence based, Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine, 2019
- ↑ Poloczek S. Berliner Feuerwehr - Medizinische Handlungsanweisungen Berliner Notfallrettung, 5. Aktualisierte Auflage 2023
- ↑ South East Coast Ambulance Service introduces new spinal care guidelines, Emergency Services Times, 2020
Literatur
- Horodyski et al. Cervical collars are insufficient for immobilizing an unstable cervical spine injury, J Emerg Med. 2011
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