Hepatitis-D-Virus
Synonyme: HDV, Delta-Virus, δ-Agens
Definition
Das Hepatitis-D-Virus oder Delta-Virus ist ein inkomplettes RNA-Virus, ein Virusoid. Es gehört zur Familie der Kolmioviridae[1] und kann nur in Kombination mit dem Hepatitis-B-Virus eine Hepatitis D auslösen.
Aufbau
Das HDV ist ein Virusoid, also ein inkomplettes Virus, das aus einem zirkulären, einzelsträngigen RNA-Genom mit negativer Polarität besteht. Es hat eine Größe von 1,68 kbp und ist mit viral-kodierten Proteinen komplexiert. Die Replikation des Genoms wird durch Nutzung zellulärer Polymerasen ermöglicht.
Für Hüllproteine, die es zum Abknospen aus den infizierten Zellen benötigt, kodiert es jedoch nicht. Um weitere Zellen zu infizieren, bedarf es daher des Hüllproteins des Hepatitis-B-Virus, des HBs-Antigens. Diese Tatsache erklärt, warum eine HDV-Infektion nur bei gleichzeitiger Hepatitis-B-Virus-Infektion möglich ist.
Verbreitung
Das Hepatitis-D-Virus weist wie das Hepatitis-B-Virus eine weltweite Verbreitung auf, wobei eine Häufung insbesondere in Teilen Afrikas und Asiens zu verzeichnen ist.
Pathogenese
Die Replikation des Hepatitis-D-Virus erfolgt ausschließlich in den Hepatozyten und nur bei gleichzeitiger Hepatitis-B-Infektion. Dabei kann eine simultane Infektion mit HDV und HBV erfolgen oder es findet eine Superinfektion mit HDV bei zugrundeliegender HBV-Infektion statt. Da eine Infektion mit zwei Virustypen vorliegt, ist das histopathologische Bild einer Leberbiopsie zumeist dramatischer als bei einer alleinigen Hepatitis-B-Infektion. Wie bei einer HBV-Infektion kommen sowohl akute als auch chronische Verläufe vor.
Übertragung
Die Übertragungswege sind identisch mit jenen des Hepatitis-B-Virus. Das Virus wird insbesondere durch Blut und Blutprodukte übertragen. Es ist aber auch in anderen Körperflüssigkeiten nachweisbar, u.a. in Sperma, Zervikalsekret, Tränenflüssigkeit und Muttermilch.
Diagnostik
Eine Infektion mit HDV lässt sich über die Detektion von HDV-spezifischen IgM-Antikörpern, des HD-Antigens und der HDV-RNA im Blut nachweisen. In der Regel erfolgt zuerst die Diagnostik bezüglich einer Hepatitis B. Ist diese negativ, muss keine zusätzliche Untersuchung auf Vorliegen des HDV erfolgen.