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Girdlestone-Situation

nach Gathorne Robert Girdlestone (1881-1950), britischer Orthopäde
Englisch: Girdlestone arthroplasty

1. Definition

Eine Girdlestone-Situation bezeichnet das Fehlen eines Gelenks, meist des Hüftgelenks, nach operativer Entfernung (Resektionsarthroplastik), ohne Einbau einer Gelenkprothese. Die häufigste Ursache für eine solche Situation ist die Infektion des Gelenks.

2. Hintergrund

Das Prinzip der Girdlestone-Operation wurde um 1940 von dem englischen Orthopäden Gathorne Robert Girdlestone (1881-1950) entwickelt. Ursprünglich bezeichnet der Begriff die Entfernung des Hüftgelenkes durch Resektion des Femurs proximal des Trochanter majors. Der verbleibende Femur geht schließlich mit dem Acetabulum eine narbige Verbindung ein, die als Gelenk fungieren kann. Dabei entsteht eine deutliche Beinlängenverkürzung der betroffenen Seite. Dennoch war diese Operation vor dem Zeitalter der Endoprothetik eine Methode, Patienten mit destruiertem Hüftgelenk (v.a. durch Coxitis, Coxarthrose oder Hüftkopfnekrose) bestenfalls eine schmerzarme oder –freie Gehstrecke zu ermöglichen.

3. Indikation und Verlauf

3.1. Vorübergehende Girdlestone-Situation

Heutzutage spielt die Endoprothetik die größte Rolle bei der operativen Versorgung einer fortgeschrittenen Arthrose. Dennoch kann in manchen Fällen das Schaffen einer Girdlestone-Situation sinnvoll sein: wenn aufgrund eines Infektes auf eine (einzeitige) Prothesen(re)implantation verzichtet werden muss. Meistens infiziert sich ein bereits vorhandenes künstliches Gelenk, was sich durch Schmerzen oder ein Instabilitätsgefühl bei Prothesenlockerung bemerkbar machen kann.

Nachdem der Infekt saniert wurde und das Gelenk nachweislich keimfrei ist, kann die endgültige Versorgung mit einer Endoprothese oder Arthrodese geplant werden. Ähnlich verhält es sich bei Tumoren im Bereich des Gelenkes, die ggf. nachreseziert oder bestrahlt werden müssen. Um den Wiedereinbau einer Prothese zu erleichtern, kann eine Kugel aus Knochenzement als sogenannter „Spacer“ (Platzhalter) an die Stelle des Gelenkkopfes eingebracht werden. Der Zement enthält zusätzlich Antibiotika, die vor Ort zur Infektsanierung beitragen.

3.2. Definitive Girdlestone-Situation

In seltenen Fällen, z.B. bei erhöhtem Operationsrisiko im Vergleich zu einem geringen Nutzen der Operation durch vorbestehende Immobilität, wird die Girdlestone-Situation beibehalten. Im Bereich der Hüfte kann durch physiotherapeutisch assistierte Beübung und Nutzung von Gehhilfen, Orthesen und einem Beinlängenausgleich ein zufriedenstellendes Gangbild erreicht werden. Bei einer Girdlestone-Schulter kann der kräftige Muskelmantel gut zur Stabilisierung beitragen.

Dennoch ist in beiden Fällen die Belastbarkeit der jeweiligen Extremität deutlich vermindert, weshalb bei jungen, aktiven Patienten eine dauerhafte Girdlestone-Situation vermieden wird.

Fachgebiete: Orthopädie

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21.03.2024, 09:04
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