Gaumennahterweiterung
Englisch: palatal expansion
Definition
Die Gaumennahterweiterung, kurz GNE, ist ein kieferorthopädisches Verfahren zur transversalen Dehnung des Oberkiefers. Durch den Einsatz einer Apparatur werden dabei skelettale Veränderungen bewirkt.
Indikation
Eine Gaumennahterweiterung ist u.a. indiziert bei:
- Kreuzbiss
- Kopfbiss
- Malokklusion
- schmaler apikaler Basis
- hypoplastischem Oberkiefer (Zahnbogenbreitendiskrepanz > 4 mm)
- beeinträchtigter Nasenatmung
- Septumdeviation
- Kiefergelenksbeschwerden
Vorgehen
Mechanisch forcierte Gaumennahterweiterung
Bei Kindern ist die mittlere Gaumennaht (Sutura palatina mediana) noch nicht verknöchert. Daher wird i.d.R. eine feste Zahnspange eingesetzt. Diese besitzt in der Mitte eine Schraube (Hyraxschraube), durch welche die Breite der Spange vergrößert werden kann. Über vier metallische Bänder wird sie an den Zähnen befestigt.
Durch die Verbreiterung der Spange wird mechanischer Druck auf die Zähne ausgeübt. Da die orthodontische Knochenresorption, die für eine Bewegung der Zähne notwendig wäre, erst mehrere Wochen nach Kraftapplikation auftritt, kommt es stattdessen zu Rupturen und Mikrofrakturen im Bereich der der mittleren Gaumennaht. Es kann eine Dehnung von 5 bis 10 mm innerhalb eines Monats erfolgen.
Auf die transversale Dehnung des Oberkiefers folgt die Osteogenese über die Ausbildung von Knochenmatrix entlang der gestreckten Kollagenfasern. Die Mineralisation der Knochenmatrix läuft über einen Zeitraum von 3 Monaten, wobei erst nach einem Jahr röntgenologisch neustrukturierter Knochen nachweisbar ist.
Nach dem Ende der aktiven Dehnungsphase bleibt die Apparatur mindestens vier Monate – in der Regel sogar sechs Monate – eingesetzt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Hyraxschraube gesichert ist, beispielsweise mit Komposit, um eine Zudrehung der Schraube zu verhindern.
Im Anschluss können als Retentionsgerät ein Transpalatinalbügel oder ein Quadhelix benutzt werden.
Chirurgisch unterstützte Gaumennahterweiterung
Mit steigendem Alter ändert sich die Form der mittleren Gaumennaht, es kommt zur zunehmenden Verzahnung und Verknöcherung der Suturen. Daher muss vor der Dehnung zusätzlich eine chirurgische Schwächung des Oberkiefers vollzogen werden. Dabei gilt: ab einem Alter von 17 Jahren erfolgt die laterale Schwächung durch Durchtrennung der Crista zygomaticoalveolaris, ab 25 Jahren erfolgt eine laterale sowie mediane Schwächung im Bereich der Gaumennaht.
Quellen
- kieferorthopaede089.de - Gaumennahterweiterung, abgerufen am 19.07.2022
- Dr. Henning Madsen - Gaumennahterweiterung, abgerufen am 19.07.2022
- Dominika Scherkowski Dissertation: Die frühe Gaumennahterweiterung Effektivität und Rezidiv Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 2003
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