Frontallappenepilepsie
Abk.: FLE
Englisch: frontal lobe-epilepsy
Definition
Die Frontalllappenepilepsie ist ein fokales Anfallsleiden mit epileptischem Fokus im Frontallappen.
Ätiologie
Ursachen der Frontallappenepilepsie sind in der Regel hirnorganische Störungen in Folge
- Tumor
- vaskulärer Malformation
- Hirnblutung
- Schädelhirntrauma oder
- entzündungsbedingten (Meningitis, Enzephalitis) Komplikationen.
Als Sonderform hereditären Ursprungs gilt die nächtliche Frontallappenepilepsie (nFLE).
Klinik
Die FLE ist durch paroxysmale kurze epileptische Anfälle gekennzeichnet, deren Symptomatik von der jeweiligen Herdlokalisation abhängt.
präfrontale Epilepsie
Präfrontale Epilepsien generieren in frontopolaren- oder orbitofrontalen Cortexarealen.
Frontopolare Anfälle äußern sich in einer in der Regel milden Anfallssymptomatik mit plötzlicher Reaktionsunfähigkeit, ggf. Perseverationen und Zwangshandlungen mit gering motorischer Ausprägung (Kopfwendebewegungen) bis hin zu klonischen Anfällen.
Orbitofrontale Anfälle gehen aufgrund der engen Beziehung zu motorischen und olfaktorischen Arealen mit gestischen Automatismen und olfaktorischen Halluzinationen einher.
cinguläre Epilepsie
Cinguläre Epilepsien sind durch komplexe motorische Automatismen, affektive Störungen mit expressiven Lautäußerungen (Schrei, Lachen) und vegetativen Sensationen (z.B. Tachykardie, Hypertonie) gekennzeichnet. Fakultativ können Sprachstörungen oder Spracharrest assoziiert sein.
dorsolaterale FLE
Epilepsien mit Herdlokalisation im dorsolateralen Frontallappen beinhalten tonische oder klonische Anfallsmuster und Störungen der Sprachmotorik (Dysphasie).
supplementär motorische Epilepsie
Anfälle mit Fokus im supplementär motorischen Cortex äußern sich in tonischen Haltungsmustern (z.B. Fechterstellung) mit fakultativen Sprachstörungen bzw. Spracharrest.
primärmotorische Epilepsie
Anfallsleiden, die im primärmotorischen Cortex generieren äußern sich in einfach partiellen bis hin zu komplex motorischen klonischen Anfällen der repräsentierten kontralateralen Körperregion. Bei Epilepsien mit Fokus im Bereich der Sylvischen Fissur zeigen sich typischerweise Zuckungen der kontralateralen mimischen Muskulatur und Schluckautomatismen. Eine Ausweitung unter Einbeziehung des Broca-Areals mit Sprechhemmung (Dysphasie) ist möglich. Prinzipiell besteht die Möglichkeit eines Jackson-Anfalls oder der sekundären Generalisierung im Sinne eines Grand mal- Anfalls.
Diagnostik
Im EEG zeigen sich fokusnah ableitbare Krampfpotentiale (Spikes, slow-waves). Zur Ursachenabklärung sollte eine entsprechende bildgebende Diagnostik (MRT) herangezogen werden.
Differentialdiagnostik
Aufgrund der Symptomenähnlichkeit ist die Frontallappenepilepsie von der Temporallappenepilepsie abzugrenzen. Differentialdiagnostisches Kriterium ist die Anfallscharakteristik. Anfälle mit Fokuslokalisation im Temporallappen entwickeln sich vergleichsweise langsam mit typischer initialer (i.d.R. epigastrischer) Aura und haben eine längere Anfallsdauer.
Therapie
Mögliche Behandlungsoptionen bestehen in der medikamentösen Therapie mittels Antikonvulsivum oder einer im Einzelfall zu erwägenden neurochirurgischen Herdentfernung.
siehe auch: Motorcortex, Homunculus
um diese Funktion zu nutzen.