Flooding
von englisch: to flood - überfluten
Definition
Flooding ist eine psychotherapeutische Konfrontationstechnik, bei der Patienten angstauslösenden Reizen intensiv und über längere Zeiträume hinweg direkt ausgesetzt werden – ohne eine stufenweise Annäherung wie bei der systematischen Desensibilisierung. Ziel ist die Reduktion der Angst durch Habituation.
Hintergrund
Das Verfahren basiert auf lerntheoretischen Prinzipien, insbesondere der klassischen Konditionierung. Beim Flooding wird davon ausgegangen, dass Angstreaktionen durch wiederholte Konfrontation ohne Vermeidungsverhalten sukzessive abschwächen (Extinktion), sofern keine aversiven Konsequenzen auftreten. Ursprünglich wurde Flooding im Rahmen behavioristischer Ansätze entwickelt, insbesondere durch die Arbeiten von Thomas Stampfl und Joseph Wolpe.
Abgrenzung
Flooding ist abzugrenzen von der systematischen Desensibilisierung, bei der die Exposition schrittweise erfolgt und mit Entspannungstechniken kombiniert wird. Ebenfalls zu unterscheiden ist die Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP), die häufig in der Therapie von Zwangsstörungen Anwendung findet und auf ähnlichen Prinzipien basiert.
Vorgehen
Beim Flooding wird die Konfrontation in sensu (in der Vorstellung) oder in vivo (in der Realität) durchgeführt. Dabei wird gezielt das stärkste vorstellbare oder reale angstauslösende Szenario gewählt. Die Exposition wird so lange aufrechterhalten, bis eine deutliche Reduktion der subjektiven Angstempfindung eintritt. Während der Sitzung wird auf Sicherheitsverhalten und Vermeidung konsequent verzichtet.
Indikationen
Flooding wird vor allem bei spezifischen Phobien, Panikstörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (in sorgfältiger Indikationsstellung) eingesetzt. Voraussetzungen sind eine ausreichende Ich-Stärke, die Zustimmung der zu behandelnden Person und eine umfassende Aufklärung über das Vorgehen.
Kontraindikationen
Nicht geeignet ist Flooding bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mangelnder psychischer Stabilität, psychotischen Störungen, suizidaler Gefährdung und bei geringer Motivation oder fehlender therapeutischer Allianz.
Kritik
Flooding gilt als effektive, jedoch emotional stark belastende Methode. Studien zeigen vergleichbare Effekte zur graduellen Exposition, wobei letztere oft als weniger aversiv erlebt wird. Der Einsatz erfordert daher eine sorgfältige, individuelle Abwägung und therapeutische Erfahrung.
Quellen
- Margraf, J., & Schneider, S. (2009). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Springer.
- Linden, M., Hautzinger, M., & Hoyer, J. (Hrsg.). (2015). Verhaltenstherapie. Springer.