Extrakraniell-intrakranieller Bypass
Synonyme: extra-intrakranieller Bypass, extra-intrakranielle Anastomose (EIA), EC-IC-Bypass, STA-MCA-Bypass (superficial temporal artery - middle cerebral artery)
Englisch: extracranial-intracranial bypass
Definition
Ein extrakraniell-intrakranieller Bypass ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem eine Verbindung zwischen einem außerhalb des Schädels (extrakraniell) und einem innerhalb des Schädels (intrakraniell) gelegenen Blutgefäß hergestellt wird. Ziel ist es, die zerebrale Durchblutung zu verbessern, insbesondere bei Patienten mit kritischen Gefäßverengungen oder -verschlüssen, die medikamentös nicht ausreichend behandelbar sind.
Indikationen
Die Hauptindikation für einen EC-IC-Bypass ist die Moyamoya-Erkrankung. Dabei handelt es sich um eine seltene Gefäßerkrankung, die durch einen fortschreitenden Verschluss der Hirnarterien gekennzeichnet ist. Das 5-Jahres-Schlaganfallrisiko beträgt ca. 80 % und kann durch die Operation auf nahezu null reduziert werden.
Weitere Indikationen umfassen:
- Atherosklerotische Gefäßverschlüsse: symptomatische Verschlüsse der Arteria carotis interna oder anderer Hirnarterien trotz maximaler medikamentöser Therapie
- Tumoren mit Gefäßbeteiligung: Bei Tumoren, die wichtige Hirngefäße infiltrieren, kann ein Bypass erforderlich sein, um die Durchblutung nach Tumorresektion aufrechtzuerhalten.
Technik
Der Eingriff wird unter Vollnarkose und mithilfe eines Operationsmikroskopes durchgeführt. Zunächst wird ein passendes Spendergefäß (z.B. ein Endast der Arteria temporalis superficialis) frei präpariert. Anschließend erfolgt nach Spaltung des Musculus temporalis eine kleine Bohrlochtrepanation (ca. 3 x 3 cm). Nach Eröffnung der Dura mater wird ein Empfängergefäß (z.B. ein Ast der Arteria cerebri media) präpariert. Da die Gefäße empfindlich auf Berührungen reagieren (Vasospasmus), werden lokal vasodilatatorische Substanzen auf das Gefäß geträufelt. Das frei präparierte Hirngefäß wird vorübergehend durch Clips unterbunden und längs eröffnet. Anschließend erfolgt die End-zu-Seit Anastomose von Spender- und Empfängergefäß. Die Durchgängigkeit des Bypasses wird mittels Fluoreszenzangiographie überprüft.
Der Knochendeckel wird nicht wieder reimplantiert, um den Bypass nicht abzudrücken. Der Knochendefekt ist aufgrund des darüberliegenden Musculus temporalis postoperativ nicht mehr sichtbar.
Postoperativ ist meist die lebenslange Einnahme von ASS empfohlen.
Risiken
Potenzielle Risiken sind:
- Bypassverschluss
- Intraoperativer Schlaganfall (insbesondere bei vorliegender Durchblutungsstörung und Hypotonie)
- Infektionen und Blutungen