Duke-Kriterien
nach der Duke University in North Carolina
Englisch: Duke-criteria
Definition
Die Duke-Kriterien sind ein hoch sensitives, spezifisches Diagnostikschema, das zur klinischen Diagnosestellung einer infektiösen Endokarditis (IE) verwendet wird.
Hintergrund
Eine definitive Diagnose kann nur durch den histologischen Nachweis von Erregern in einer Klappenvegetation oder in Embolisationen gestellt werden. Dies ist nur bei einer Klappenexplantation oder Post mortem möglich. Daher hat man in den meisten Fällen keine andere Möglichkeit, als eine klinische Diagnose mithilfe der Duke-Kriterien zu stellen. Da dieses Vorgehen fehleranfällig ist, werden die Kriterien regelmäßig diskutiert und optimiert.
Kriterien
In der ursprünglichen Version umfassen die Duke-Kriterien 2 Haupt- und 6 Nebenkriterien. In den ESC-Guidelines vom 2023 für die Diagnose der infektiösen Endokarditis wurden die Duke-Kriterien umfassend erweitert. Die Hauptkriterien umfassen nun auch den Nachweis einer anomalen Stoffwechselaktivität im FDG-PET/CT und molekularbiologische Nachweisverfahren (PCR).
Hauptkriterien
Mikrobiologisch
- Mindestens zwei positive Blutkulturen mit typischen Erregern
- Nachweis von Mikroorganismen mittels molekularbiologischer Verfahren (z.B. PCR, Metagenomik oder IFA) aus Herzgewebe oder prothetischem Material
Bildgebung
- Positiver Echo-Befund (flottierende Vegetation, Abszess, neue Klappeninsuffizienz, etc.)
- FDG-PET/CT mit anomaler Stoffwechselaktivität an nativen oder prothetischen Herzklappen, an aufsteigendem Aortentransplantat, an intrakardialen Ableitungen oder anderem prothetischen Material
Chirurgisch/Intraoperativ
- Direkter intraoperativer Nachweis einer aktiven Endokarditis (z.B. Vegetationen, Klappen- oder Nahtkomplikation) bei Operation oder an explantiertem Material
Nebenkriterien
Zu den Nebenkriterien zählen:
- Prädisposition (z.B. Vitien, Zustand nach prothetischem Klappenersatz, andere strukturelle Herzveränderungen, die eine Keimabsiedlung begünstigen sowie i.v.-Medikation oder i.v.-Drogenabusus)
- Fieber ≥ 38 °C
- Gefäßphänomene (z.B. Embolien, zerebrale oder splenische Abszesse, mykotische Aneurysmen und Janeway-Läsionen)
- Immunologische Phänomene (z.B. positives Rheumafaktor-Ergebnis, Osler-Knötchen, Glomerulonephritis)
- Mikrobiologischer Nachweis: positive Blutkultur oder serologischer/molekularer Erregernachweis, der nicht die Anforderungen eines Hauptkriteriums erfüllt
- Bildgebender Hinweis: echokardiografische oder PET/CT-Befunde, die verdächtig, aber nicht eindeutig sind (z.B. FDG-PET-Nachweis unter drei Monaten nach Herzoperation)
- Körperliche Untersuchung: klassische Haut- oder Schleimhautbefunde, die auf eine infektiöse Endokarditis hinweisen (z.B. Petechien oder Splinter-Hämorrhagien)
Beurteilung
- Es handelt sich definitiv um eine Endokarditis, wenn:
- 2 Hauptkriterien erfüllt
- 1 Hauptkriterium und 3 Nebenkriterien erfüllt
- 5 Nebenkriterien erfüllt werden
- Es handelt sich wahrscheinlich um eine Endokarditis, wenn:
- Haupt- oder Nebenkriterien vorliegen, welche aber die oben genannten Bedingungen noch nicht vollständig erfüllen
- 3 Nebenkriterien erfüllt werden
Literatur
- Fowler et al. The 2023 Duke-International Society for Cardiovascular Infectious Diseases Criteria for Infective Endocarditis: Updating the Modified Duke Criteria, Clinical Infectious Diseases. 77(4):518-526. 2023