Diphyllobothriasis (Fleischfresser)
Synonym: Diphyllobothrium latum-Infektion beim Fleischfresser
Definition
Als Diphyllobothriasis beim Fleischfresser bezeichnet man eine parasitär bedingte Erkrankung der Fleischfresser, die durch Diphyllobothrium latum verursacht wird.
Erreger
Diphyllobothrium latum, auch als breiter Grubenkopf- oder Fischfinnenbandwurm bekannt, ist der bekannteste Erreger der Diphyllobothriasis. Er ist ein Dünndarmparasit des Menschen, der auch bei Hund, Katze, Fuchs, Schwein, Wildkarnivoren, Seehunden und anderen Tierarten vorkommt (die Zugang zu Fischnahrung haben).
Der Parasit ist im Adultstadium 1 bis 3 Meter lang und kann im Menschen eine Länge von bis zu über 20 Metern erreichen. Der Skolex ist mandelförmig und 1 bis 2 mm lang, seitlich abgeplattet und mit zwei länglichen Sauggruben ausgestattet. Der Halsteil ist dünn und die Strobila (Proglottiden-Kette) besteht aus bis zu 4.000 Proglottiden. Die Proglottiden sind dabei etwas breiter (etwa 12 bis 20 mm) als lang und im hinteren Drittel eher quadratisch geformt. In jeder Proglottis ist ein Satz zwittriger Geschlechtsorgane ausgebildet, wobei der Genitalporus medioventral gelegen ist. Direkt hinter der Geschlechtsöffnung liegt die Uterusöffnung, die rosettenartig im Zentrum der Proglottiden ausgebildet ist.
Die Eier sind trematodenähnlich, oval und 60 bis 70 x 40 bis 50 μm groß.
Die Diphyllobothriasis kann beim Hund und Katze durch noch weitere Diphyllobothrium-Arten verursacht werden. Unter anderem parasitieren Diphyllobothrium cordatum (Hund, Robben-Arten, Mensch; Vorkommen: Grönland und Spitzbergen) und Diphyllobothrium dendriticum (Mensch, Hund, Katze, Möwen; Vorkommen: Nordeuropa, Sibirien) beim Fleischfresser.
Verbreitung
Diphyllobothrium latum ist v.a. in Binnenseegebieten von Europa (insbesondere Skandinavien, Nordosteuropa, nördliches Russland, selten auch Deutschland, Schweiz, Italien, usw.), Asien und Amerika verbreitet. Im zentraleuropäischen Bereich wird Diphyllobothrium-Befall bei Hund, Katze und Mensch nur sporadisch gefunden. In Fischen verschiedener Seen hingegen kommen sie in Prävalenzen von bis zu 33 % vor.
Entwicklung
Cestoden, die im Dünndarm parasitieren produzieren unzählige Eier (über 3 Millionen pro Tag), die durch die Uterusöffnung in das Darmlumen abgesetzt und anschließend ausgeschieden werden. Im Anschluss gelangen die Eier ins Wasser, sodass sich in ihnen (bei Temperaturen um 20 °C) innerhalb von 2 bis 3 Wochen eine bewimperte und hakentragende, kugelförmige Larve (Coracidium, etwa 30 μm Durchmesser) entwickelt. Diese Larve schlüpft aus und muss zur Weiterentwicklung von einem Kleinkrebs aufgenommen werden (Europa: Cyclops, Diaptomus). Innerhalb von 2 bis 6 Wochen entsteht in der Leibeshöhle der Kleinkrebse ein weiteres Larvenstadium, das etwa 0,5 mm lang ist und als Prozerkoid bezeichnet wird.
Zweite Zwischenwirte stellen planktonfressende Süßwasserfische dar (z.B. Barsch und Trüsche). Nachdem diese die prozerkoidhaltigen Kleinkrebse verzehrt haben, entwickeln sich in den Fischen infektionsfähige, 1 bis 3 cm lange Plerzerkoide, die im Bau dem Skolex und Halsteil des späteren Bandwurmes ähneln. Diese siedeln sich in der Leibeshöhle, der Leber, in den Gonaden oder in der Muskulatur an.
Befallene Fische werden anschließend von Raubfischen (z.B. Hecht) verzehrt, sodass sich die Plerozerkoide nach Penetration der Wand des Verdauungstraktes im neuen Wirt ansiedeln können. Diese dienen dann als paratenische Wirte. Die Plerozerkoide überleben in Fischen bis zu mehreren Jahren, sodass die Infektion der Endwirte durch die Aufnahme plerozerkoidhaltiger, roher Fische erfolgt. Die endgültige Entwicklung im Endwirt kann bereits innerhalb von 18 Tagen abgeschlossen sein (Präpatenz). Diphyllobothrium latum kann im Menschen bis zu 25 Jahre überleben.
Klinik
Eine Infektion mit Diphyllobothrium latum verläuft beim Fleischfresser meist latent oder geht mit sehr milden intestinalen Störungen einher. Infizierte Menschen reagieren teilweise mit gastrointestinalen Beschwerden, wobei sich bei ca. 2 % eine megaloblastische Anämie entwickelt, die auf den Entzug von Vitamin B12 durch den Bandwurm zurückzuführen ist.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt mittels Nachweis der Eier im Kot mithilfe des Sedimentationsverfahrens. Die Eier sind oval, 60 bis 70 x 40 bis 50 μm groß, goldgelb gefärbt und mit einem Operkulum (Deckel) an einem Pol ausgestattet. Am gegenüberliegenden Ende ist ein kleiner, knopfartiger Vorsprung der Eihülle zu erkennen. Die Eier sind mit jenen von Fasciola vergleichbar, jedoch kleiner und etwas dickschaliger ausgebildet.
Therapie
Die Therapie bei Hund und Katze erfolgt mit Praziquantel in erhöhter Dosis von 1 x 35 bis 40 mg/kgKG p.o..
Prophylaxe
Um einer Diphyllobothriasis vorzubeugen sollten Fische vor ihrer Verfütterung gekocht oder tiefgefroren (-10 °C für 72 Stunden oder -18 °C für 24 Stunden) werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005