Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie
Englisch: Detrusor sphincter dyssynergia
Definition
Als Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie, kurz DSD, bezeichnet man eine neuromuskulär bedingte Harnblasenfunktionsstörung, die durch eine mangelnde Koordination von Blasenmuskulatur (Musculus detrusor vesicae) und äußerem Harnröhrensphinkter (Musculus sphincter urethrae externus) gekennzeichnet ist.
Ätiolopathologie
Anstelle einer Relaxation kommt es unter der Miktion zu einer reflektorischen spastischen Kontraktion des äußeren Sphinkters bei gleichzeitiger Kontraktion des Detrusormuskels. Der unzureichende Harnabfluss verursacht eine Restharnbildung mit konsekutivem Harnstau.
Ursächlich ist eine neurogen bedingte Störung der zentralen Blasenkontrolle in Folge einer Schädigung des zentralen Nervensystems, etwa im Rahmen
- einer thorakalen oder zervikalen Rückenmarksläsion mit Folge einer Reflexblase oder
- einer Multiplen Sklerose.
Klinik
Das Beschwerdebild entspricht einer Pollakisurie.
Komplikationen
Als Folge der Restharnbildung besteht das Risiko
- rezidivierender Harnwegsinfekte und
- des vesikoureteralen Reflux, in dessen Folge es zu
- aszendierenden Infektionen und
- Druckatrophie des Nierenparenchyms kommen kann.
Diagnostik
Untersuchungsverfahren zur Abklärung einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie sind
- die kontrastmittelgestützte röntgenologische Darstellung des Miktionsablaufs bei gleichzeitiger Blasendruckmessung (Video-Urodynamik) und die
- isolierte Druckmessung in Harnröhre und Blase unter der Miktion (Urethro-Cysto-Tonometrie).
Weiterhin gilt die Indikation zur sonographischen Befundung
- der Harnblase zur Bestimmung der Restharnmenge und
- des harnableitende System auf mögliche Folgekomplikationen (s.o.).
Therapie
Neben Biofeedback-gestützten Übungen zur Kontrolle der Beckenbodenmuskulatur kann durch Eigenstimulation der Blase (Beklopfen) versucht werden die Blasenfunktion zu verbessern. Bei unzureichender spontanen Blasenentleerung ist in Abhängigkeit der körperlichen Fähigkeiten des Patienten ein intermittierender Selbst- Katheterismus oder die Anlage eines suprapubischen Dauerkatheters indiziert. Operative Therapieoptionen sind die Lähmung (durch Botulinumtoxin-Injektion) oder Inzision (Sphinkterotomie) des äußeren Sphinkters, die mit einer medikamentösen Hemmung (Anticholinergika) des Detrusormuskels kombiniert werden können.