Delaire-Maske
Synonyme: Gesichtsmaske nach Delaire und Verdon, Reverse-Pull-Gesichtsmaske, Protraktionsmaske
Englisch: Delaire face mask, reverse-pull headgear
Definition
Die Delaire-Maske ist eine extraorale kieferorthopädische Gesichtsmaske, die durch sagittale und vertikale Zugkräfte den Oberkiefer vorwärts entwickelt und das Wachstum des Unterkiefers moduliert. Sie wird hauptsächlich in der Frühbehandlung bei Klasse-III-Malokklusionen (Vorbiss) eingesetzt und wirkt während der Wachstumsphase auf den Kieferkomplex.
Aufbau
Die Delaire-Maske besteht aus einem stabilen Gesichtsrahmen aus Kunststoff oder Metall, der an Stirn und Kinn abgestützt wird. Über verstellbare Elastikarme bzw. Gummizüge, die an intraoralen Haken – beispielsweise an einer Gaumenerweiterungsapparatur oder den Frontzähnen – befestigt sind, werden die orthopädischen Zugkräfte auf die Maxilla übertragen. Ein integriertes Schraubensystem ermöglicht die individuelle Einstellung von Kraftvektor und Krafteinwirkung, sodass die Apparatur präzise an die therapeutischen Erfordernisse angepasst werden kann.
Indikationen
Zu den Indikationen für die Anlage einer Delaire-Maske zählen:
- Klasse-III-Malokklusion mit maxillärer Hypoplasie (rückliegender Oberkiefer)
- Echte Progenie (Unterkieferprognathie)
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG) mit transversaler/sagittaler Oberkiefer-Entwicklung
Das Patientenalter sollte im Optimalfall zwischen 7 und 13 Jahre liegen (frühe Wechselgebissphase).
Wirkprinzip
Die Delaire-Maske wird über die Protraktion des Oberkiefers nach vorne (mesial), Hemmung des Unterkieferwachstums und über die Korrektur von Kreuz-/Tiefbiss. Oft wird sie kombiniert mit einer Gaumenerweiterung (RME/GNE) zur Lockerung der Nähte. Die tägliche Tragezeit beträgt 12 bis 18 Stunden für eine Dauer von 12 bis 18 Monaten.
Nachsorge
Der Erfolg der Delaire-Maske ist stark Compliance-abhängig. Regelmäßige Kontrollen zum Elastikaustausch und Justierung fördern die Adhärenz. Nach Abschluss der aktiven Protraktionstherapie erfolgt die Retention üblicherweise mithilfe intraoraler Geräte, beispielsweise mit dem Hansa III.
Kontraindikationen
Eine Anwendung der Delaire-Maske ist bei Patienten mit kraniomandibulären Dysfunktionen oder anderen Kiefergelenkpathologien kontraindiziert, da der entstehende Gegendruck eine Verschlechterung der Symptomatik begünstigen kann.
Evidenz
Bezüglich spezifischer Therapieformen und kieferorthopädischer Anomalien gibt es mäßige Evidenz dafür, dass die Anwendung der Gesichtsmasken-Therapie nach Delaire kurz- und mittelfristig zu einer Verringerung der Prominenz der unteren Schneidezähne führt und das Selbstwertgefühl im Vergleich zu keiner Behandlung verbessert.